STORY Power Generation

Das Herz der Daten

Veröffentlicht am 10 September 2020 von Tara Tyrell, Bilder von Tara Tyrell, NextDC, Rolls-Royce

Besuch in einem der modernsten australischen Rechenzentren mit mtu-Notstromaggregaten
Ein Gebäude im Herzen Brisbanes hebt sich schon rein äußerlich von den vielen grauen und braunen Wolkenkratzern rund um das Stadtzentrum ab. Doch erst im Inneren wird deutlich, wie farbenfroh und zugleich wichtig dieses Gebäude ist. Es bildet das Rückgrat zahlreicher  lokaler, nationaler und internationaler Unternehmen. Willkommen bei NEXTDC, dem leistungsfähigsten Betreiber von Rechenzentren in Australien.

Der Markt boomt: In der Region Asien-Pazifik zählt Australien heute neben Singapur, Hongkong und Japan zu den vier wichtigsten Märkten für Rechenzentren. Die Rechenzentren werden immer größer und effizienter. Cloud-Anbieter gehören zu den wichtigsten Marktteilnehmern. Sie benötigen vor Ort Kapazitäten, um ihre eigenen Rechenzentren weltweit zu ergänzen. Es wird erwartet, dass der australische Markt in den nächsten fünf Jahren weiter wachsen wird.

Auffällig und gesichert
Mit NEXTDC B2 baute NEXTDC das zweite Rechenzentrum in Brisbane. Es ist das modernste der gesamten Stadt und keines, das sich versteckt. Gleichzeitig ähnelt es Fort Knox: Überwachungskameras an jeder Ecke, Identifikation durch den Sicherheitsdienst schon vor Betreten des Gebäudes, Tausch des Personalausweises gegen einen Besucherausweis am Empfang. Sogar ein kugelsicherer Raum zwischen Wartebereich und Datenbereich, in dem der Besucher gewogen und gefilmt wird, fehlt nicht. Auch wenn das alles zunächst überzogen erscheint – all die Sicherheitsmaßnahmen sind zweifellos nötig.

Zahlreiche Konzerne hängen von NEXTDC ab. Konstruktion und Design von B2 können über Erfolg und Ausfall ihrer IT-Plattformen entscheiden – die mtu-Notstromaggregate sind ein Bestandteil dieses Konzepts. Der leitende Geschäftsführer (COO) Simon Cooper erklärt, was hinter den Kulissen dieses unglaublichen Rechenzentrums passiert, dem ersten seiner Art in Australien. Und warum es so wichtig ist: „Im Rechenzentrum werden die kritische IT-Infrastruktur eines Unternehmens und, noch wichtiger, die unternehmenseigenen Daten gehostet. Das kann alles sein, angefangen von E-Mails über Finanzsysteme oder den Internetauftritt.“ Vor 15 oder 20 Jahren lagen diese ganzen Daten noch auf Hardware, die das Unternehmen selber angeschafft und in einem Schrank im Büro auf dem Unternehmensgelände aufbewahrt hat. Aber diese Schränke waren nicht für die nötigen Sicherheitsanforderungen, die Wärmemengen oder die erforderliche Stromversorgung ausgelegt. Außerdem wurde immer mehr Hardware benötigt. „Das Ganze geriet außer Kontrolle und wurde extrem störanfällig“, so Cooper.

„Der Bedarf der Unternehmen an sicherem Speicherplatz für ihre Daten wächst exponentiell, insbesondere durch die schnelle Zunahme der Cloudnutzung. Große Unternehmen wie Amazon Web Services und Microsoft stellen die Infrastruktur zur Verfügung und man mietet sie einfach an, anstatt eigene IT zu kaufen und zu betreiben. Aber die Hardware in der Cloud muss trotzdem irgendwo stehen. Genau das ist die Aufgabe der Rechenzentren.“

Die Standorte werden größer und die Zahlen ebenso. Wir müssen streng darauf achten, dass dies nicht zu Lasten der Qualität geht. Mit Unternehmen wie Penske und Rolls-Royce schaffen wir das.

Simon Cooper, COO NEXTDC

Farblich gekennzeichnet
NEXTDC verfügt über zwei Gebäude in Brisbane sowie weitere in Sydney, Melbourne, Canberra und Perth. Zwar sind einige andere Rechenzentren viel größer als B2 (die Kapazität von B2 liegt bei sechs Megawatt, die des zweiten Standorts in Melbourne hingegen bei 40 Megawatt); dennoch ist B2 in einigen Dingen revolutionär, was die Bedeutung dieses farbenfrohen Gebäudes nur unterstreicht.

Am auffälligsten an B2 ist das einmalige Farbkonzept: knallrot, gelb, blau und orange. Cooper erklärt, dass jede Farbe einen Zweck erfüllt: „Blau ist die Kaltluftseite der Datenhalle, rot die Warmluftseite. In der gelben Wanne verlaufen Glasfaserleitungen, in den blauen und orangen Ummantelungen verschiedene Stromversorgungen von anderen Stellen im Gebäude.“ Es war wichtig, das Gebäude so auszulegen, dass es beispielsweise bei Stromausfällen in der Nachbarschaft autark funktioniert. Außerdem werden die Gebäude so konzipiert, dass unvermeidliche menschliche Fehler keine Konsequenzen haben. „Die farbliche Kennzeichnung ist dabei hilfreich“, ergänzt er.

„Es war wichtig, das Gebäude so auszulegen, dass es bei Stromausfällen in der Nachbarschaft autark funktioniert. Zudem ist es so konzipiert, dass unvermeidliche menschliche Fehler keine Konsequenzen haben. Die farbliche Kennzeichnung hilft dabei“, ergänzt COO Simon Cooper

Worin unterscheidet sich NEXTDC B2 in Brisbane von anderen Rechenzentren?
„B2 war das erste unserer Rechenzentren der zweiten Generation“, sagt er. Das bedeutet, dass hier modernste Technologie zum Einsatz kommt. „Unser Ingenieursteam macht ständig Fortschritte, und durch unser Design steigern wir Effizienz und Zuverlässigkeit.“ Dank dieser hochmodernen Technologie wurde B2 als erstes Rechenzentrum in Australien durch das Uptime Institute für Design und Bau nach Tier IV zertifiziert und erhielt die Auszeichnung Gold Operational Sustainability – eine Art Oscar der Rechenzentrums-Welt.

Das Gebäude hat eine Verfügbarkeit von 100 Prozent und ermöglicht fehlerfreien IT-Betrieb bei Störungen aller Art. Steht ein Gebäudeteil in Flammen oder ist ein Kühlsystem undicht, hat dies keinen Einfluss auf den Rest des Rechenzentrums und bleibt von den Kunden unbemerkt. NEXTDC ist für seine Kunden so wichtig, dass kein Stromausfall eintreten darf – nicht einmal für wenige Sekunden. Fällt bei NEXTDC der Strom aus, bedeutet dies eine Unterbrechung des Datenflusses bei großen, bekannten Unternehmen. Jede Ausfallzeit, und sei sie auch noch so kurz, ist zu lang und zu teuer für diese Unternehmen.

Besonderes Engagement: NEXTDC-Geschäftsführer Simon Cooper (links) überzeugte sich in Friedrichshafen von der Qualität der Notstromaggregate. Andreas Goertz, Leiter des Rolls-Royce Energiegeschäfts bei Power Systems (rechts) war nach Brisbane eingeladen um das besondere Rechenzentrum kennen zulernen.

100 Prozent Verfügbarkeit dank mtu-Aggregaten
Ein Fall für Penske und die Rolls-Royce-Marke mtu: Sie liefern Dieselaggregate, mit deren Hilfe sich die 100% Verfügbarkeit erreichen lassen. Penske hat die exklusiven Distributionsrechte für mtu-Produkte und Lösungen für den australischen Markt. NEXTDC ist bisher der größte Kunde von Penske. Steve Turton, zuständig für den Vertrieb von Energielösungen bei Penske, erzählt, dass er schon einige Zeit mit NEXTDC Gespräche geführt hat, bevor das Unternehmen einen Rahmenvertrag zur Lieferung von Notstromaggregaten an die Unternehmensstandorte in Australien anbot. Bisher hat Penske insgesamt 40 Aggregate an NEXTDC-Standorte in ganz Australien geliefert. Weitere neun sollen 2020 folgen. „Penske hat bereits vorher Rechenzentren beliefert. Aber hierbei handelt es sich um einen langfristigen Rahmenvertrag“, sagt Turton. Die beiden Unternehmen haben eng zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass das Produkt genau auf die Anforderungen von NEXTDC zugeschnitten ist. „Wir sind mit NEXTDC-Ingenieuren zu Rolls-Royce in das mtu-Werk nach Friedrichshafen gereist, um ihnen einen Eindruck von der Qualität und den Standards zu vermitteln, die bei der Produktion der Aggregate angelegt werden. Nachdem die technischen Fragen geklärt waren, haben wir uns um die wirtschaftlichen Erwartungen des Kunden gekümmert.“  

Wir sind mit NEXTDC-Ingenieuren in das mtu-Werk nach Friedrichshafen gereist, um ihnen einen Eindruck von der Qualität und den Standards zu vermitteln, die bei der Produktion der Aggregate angelegt werden.

Steve Turton, Business Manager- Energy Solutions bei Penske

In acht Sekunden auf Volllast
Die strengen und spezifischen technischen Anforderungen von NEXTDC stellten die größten Herausforderungen dar. Bei NEXTDC werden Strom und Generatoren im Schaltraum mit dem Gebäude verbunden. Hier steht eine rotierende unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Wird die Stromversorgung des Gebäudes unterbrochen, liefert die USV 15 Sekunden lang Strom. Diese Zeit reicht aus, damit die mtu-Notstromaggregate starten, synchronisieren und die volle Last übernehmen können. „Vertraglich wurde vereinbart, dass wir die Synchronisation und vollständige Lastübernahme in weniger als zwölf Sekunden erreichen müssen. Auf dem Prüfstand des USV-Herstellers in Deutschland haben wir sogar nur acht Sekunden gebraucht“, erzählt Turton.

B2 verfügt derzeit über drei mtu-Aggregate. Für vier weitere ist noch Platz, sodass die Stromversorgung ausgebaut werden kann, wenn das Rechenzentrum wächst. Jedes Aggregat bei B2 kann 1,637 Megawatt liefern – genug für das vorhandene Rechenzentrum. Drei Aggregate vor Ort bedeutet, dass Ausweichmöglichkeiten immer vorhanden sind. Cooper betont, dass das für einen erfolgreichen Betrieb zwingend erforderlich ist: „Bei unserer Einschätzung der Zuverlässigkeit gehen wir davon aus, dass eines der Aggregate ausfällt“, sagt er. „Indem wir drei Stück am Standort vorhalten, ist stets sichergestellt, dass wir ausreichend Strom zur Verfügung haben. Und je mehr Rechenkapazität und damit Strom unsere Kunden benötigen, desto mehr setzen wir ein.“

Partnerschaft auf Augenhöhe
Und warum hat sich NEXTDC für mtu und Penske entschieden? „Das Team von Penske hat auf all unsere Anforderungen hervorragend reagiert. Sie haben Lösungen gefunden, die Lärm- und Schadstoffemissionen minimieren und verschiedene Betriebsmodi aufgezeigt,“ lobt Cooper und ergänzt: „Wir wollten Zugang zu den Aggregaten, wann immer wir sie benötigen, und wir haben jemanden gesucht, der sich mit Rechenzentren auskennt. Wir wussten, dass wir echtes Engagement erwarten können, wenn wir uns für einen namhaften Hersteller wie Rolls-Royce mit seinen mtu-Produkten entscheiden. Sie verstehen unser Geschäftsmodell und wollen mit uns zusammenarbeiten – heute und in Zukunft.“ Penske und Rolls-Royce wurden bereits als bevorzugte Lieferanten von NEXTDC für die Standorte der dritten Generation benannt.

Und wie sieht die Zukunft für Rechenzentren aus? Turton sagt, die Zeiten ändern sich und Penske und Rolls-Royce müssen für diesen Wandel gerüstet sein: „Disruption ist derzeit in allen Branchen ein Thema. Der Trend geht ganz klar hin zu saubereren, umweltfreundlicheren Energielösungen. Ich glaube, alternative Kraftstoffquellen werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Wir werden uns an diese Veränderungen im Markt anpassen müssen, um auch weiterhin in Australien führend zu bleiben.“

Der Trend geht ganz klar hin zu saubereren, umweltfreundlicheren Energielösungen. Ich glaube, alternative Kraftstoffquellen werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen.

Simon Cooper, COO NEXTDC

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Die größten Herausforderungen für NEXTDC liegen darin, mit dem Wachstum Schritt zu halten – dem Wachstum des Unternehmens, der Kunden und des Energiemarkts. „Die Standorte werden größer und die Zahlen ebenso. Wir müssen streng darauf achten, dass dies nicht zu Lasten der Qualität geht“, sagt Cooper. 2012 hat NEXTDC eine Solaranlage mit einer Leistung von 400 Kilowatt auf dem Rechenzentrum in Melbourne installiert. „Wir achten bei allen unseren Rechenzentren auf Energieeffizienz. Dazu prüfen wir alle Aspekte von Konstruktion und IT darauf, wie der Stromverbrauch minimiert werden kann. Was den von uns genutzten Strom angeht, ist uns die Abkehr von der Kohle sehr wichtig. Wir arbeiten daher an verschiedenen Lösungen für den Einkauf von Strom. Diese Themen sind für uns von großer Bedeutung.“

Und wie beurteilt Cooper die zukünftige Geschäftsbeziehung von NEXTDC und Penske? „Was Notstromaggregate angeht, sehe ich derzeit außer Dieselaggregaten keine Lieferkette, die Strom im Notfall direkt zur Verfügung stellt. Das wird sich zukünftig aber ändern. Durch die Zusammenarbeit mit einem so erfahrenen Unternehmen wie Penske bin ich sicher, dass wir jeden Wandel gemeinsam meistern können.“

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