FALLSTUDIE Kommerzielle Schifffahrt

Neuer Antrieb für Katamarane der Thames Clippers: Auf Besichtigungstour in London dank mtu-Reman-Motoren

Veröffentlicht am 28 November 2016

Die Reederei Thames Clippers betreibt auf der Londoner Themse zwölf Katamarane für Touristen und Pendler. Seit die vorhergehenden mtu-Motoren das Maximum an Betriebsstunden erreicht haben, fahren sechs Schiffe davon mit mtu-Reman-Motoren. Für Thames Clippers war der Austausch mit den grunderneuerten Motoren ideal, weil es dadurch keinen Stillstand der Katamarane gab.
Details

Wer

MBNA Thames Clippers

Was

10-Zylinder-Dieselmotor der Baureihe 2000 für Schiffsantrieb

Wie

Schneller Austausch mit Reman-Motor wegen maximaler Betriebsstundenzahl der alten Motoren

Wo

London, England

Das Reman-Prinzip von mtu ist die perfekte Lösung für uns. mtu liefert uns einen grundüberholten Motor an, wir bauen den alten aus und den neuwertigen Motor ein.

Sean Collins - Geschäftsführer Thames Clippers
London, England — Die „Monsoon“ legt am Landungssteg ab und startet ihre Tour zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Londoner Themse. Sie ist einer von sechs Katamaranen der Reederei Thames Clippers, der seit 2008 mit zwei mtu-Reman-Motoren vom Typ 10V 2000 M72 fährt. Reman-Motoren sind keine neuen, sondern grunderneuerte Motoren, die mtu für ein zweites Leben flott gemacht hat. Die „Monsoon“ und die anderen fünf Schiffe wurden zeitgleich im australischen Brisbane gebaut und hatten deswegen alle fast zur selben Zeit ihre maximale Betriebsstundenzahl erreicht. Deshalb musste Thames Clippers entscheiden, ob sie neue Motoren kaufen, die alten überholen lassen oder sich für Reman- Motoren entscheiden. „Das Reman-Prinzip von mtu ist die perfekte Lösung für uns“, sagt Sean Collins, Geschäftsführer von Thames Clippers während die „Monsoon“ ihre erste Haltestelle ansteuert. „mtu liefert uns einen grundüberholten Motor an, wir bauen den alten aus und den neuwertigen Motor ein“, sagt er weiter. Den alten bekommt mtu zurück und bereitet ihn wieder für andere Kunden auf, die einen Reman-Motor möchten.

Was ist Remanufacturing?


Beim Remanufacturing, zu Deutsch Grunderneuerung, werden Motoren und Komponenten mit 12.000 Betriebsstunden nach einem standardisierten, industriellen Verfahren aufgearbeitet. Dabei erhalten sie wieder die Eigenschaften von neuwertigen Teilen oder Motoren sowie volle Garantie. Die zentrale Anlaufstelle für die grundüberholten mtu-Motoren ist die MTU Reman Technologies GmbH in Magdeburg. Neben Grunderneuerungen entwickeln Mitarbeiter dort auch neue Verfahren und Prozesse zur Aufarbeitung, welche mtu für serienmäßiges Remanufacturing an allen dafür ausgelegten Standorten einsetzt. Beim Reman-Prozess zerlegen Mitarbeiter zuerst den kompletten Motor und reinigen die Bauteile. Dann begutachten sie die Bauteile und entscheiden, ob sie diese aufarbeiten können oder ob ein neues Teil verwendet werden muss.
Rund 80 Prozent der Motor-Bauteile können so für ein zweites Motorenleben wiederhergestellt werden. Nachdem Mitarbeiter die alten Bauteile aufgearbeitet und wieder zusammengebaut haben, folgen zum Schluss ein Qualitäts-Check und ein Testlauf auf dem Motorenprüfstand. Die reine Durchlaufzeit eines Motors im Reman- Prozess dauert im Durchschnitt etwa 20 Tage. Bei Motoren mit speziellen Ausführungen kann es bis zu einem halben Jahr dauern.

Stillstandzeit der Schiffe extrem verringert


„Die alten Motoren haben unsere Monteure innerhalb eines Tages gegen die neuen Reman- Motoren ausgetauscht“, erzählt Sean Collins begeistert. Hätte Thames Clippers die ersten mtu-Motoren klassisch überholen lassen, wären ein paar Wochen vergangen und die Schiffe hätten stillstehen müssen. Dadurch hat die Reederei die Stillstandzeit der Katamarane auf ein Minimum reduziert. Außerdem sind die grundüberholten Motoren kostengünstiger als neue Motoren. Bisher hat Thames Clippers davon schon über 20 Stück gekauft, denn manche Schiffe fahren bereits mit den zweiten Reman-Motoren.

Zwischenstopp North Greenwich


Während Sean Collins von den Reman-Motoren erzählt, taucht draußen am Flussufer die O2-Arena auf. Nicht weit entfernt davon legt der Katamaran am Pier North Greenwich an. Hier ist die Endstation der Route RB 1 und die Crew nutzt die längere Anlegezeit, um das Schiff mit frischem Wasser zu versorgen und ein bisschen zu putzen, bevor neue Passagiere an Bord gehen. Nach etwa 20 Minuten legt die „Monsoon“ wieder ab in Richtung „London Eye“, zum anderen Ende der Route. Das Schiff beschleunigt auf Hochgeschwindigkeit. Die zwei Motoren haben eine Leistung von je 900 Kilowatt und bringen den Katamaran damit auf bis zu 29 Knoten (54 km/h). Für die Motoren ist das ständige Beschleunigen und Abbremsen zwischen den Haltestellen die größte Belastung. „Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir die Motoren morgens und abends durchchecken“, sagt Sean Collins. Kleinere Wartungsarbeiten wie Öl- oder Filterwechsel erledigen die Monteure von Thames Clippers selbst. Für die größeren Wartungsarbeiten hat die Reederei einen Vertrag mit MTU UK abgeschlossen, der britischen mtu-Tochterfirma. Zum Wartungsvertrag gehören das Wechseln der Injektoren, Turbolader oder Kraftstoffpumpen, wenn ein Motor die Hälfte seiner Laufzeit erreicht hat. Außerdem checken mtu-Monteure die Motoren regelmäßig in den ersten zwölf Monaten durch.

Hochbetrieb für Thames Clippers


Nachdem am Bankside-Pier ein paar Passagiere das Schiff verlassen haben und neue dazu gestiegen sind, legt der Katamaran wieder ab. Bis zu 220 Passagiere fasst der 38 Meter lange und 10 Meter breite Katamaran. Bankside-Pier ist die vorletzte Haltestelle nach 45 Minuten Fahrt auf der Route RB1. Im Jahr 2013 fuhren auf dieser Hauptroute 2,7 Millionen Passagiere und in diesem Jahr rechnet Thames Clippers mit 3,6 Millionen Fahrgästen auf allen Routen. „Unsere Hochsaison ist im Sommer oder wenn es Ausfälle bei der U-Bahn oder der Eisenbahn gibt“, sagt Sean Collins. Vor allem die Zahl der Touristen unter den Fahrgästen habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Als im Jahr 2012 die Olympischen Spiele in London stattfanden, hatten die Katamarane von Thames Clippers noch mehr Passagiere als sonst. Das war auch eine Bewährungsprobe für den MTUService. „Für den Ernstfall hat uns MTU UK vorausschauend wichtige Ersatzteile und einen Reman-Motor als Reserve zugeschickt“, erzählt Sean Collins. Als dann während dieser hektischen Zeit tatsächlich Probleme an einem Motor auftraten, haben die Arbeiter von Thames Clippers in nur einem Tag den Motor aus- und den Ersatz-Reman-Motor eingebaut. Später stellten die Monteure fest, dass nur ein Verschleißteil am Motorausfall schuld gewesen war.
Als die „Monsoon“ an der Station „London Eye“ beim großen Riesenrad anlegt, ist die Fahrt fast zu Ende. Das letzte Highlight der Route ist hier für die Touristen der Blick auf den Westminster-Palast mit dem weltberühmten Big Ben. Für die Crew gibt es dort nur eine kurze Verschnaufpause. Dann startet das Wassertaxi seine nächste Fahrt zu Londons berühmten Sehenswürdigkeiten an der Themse.