STORY Kommerzielle Schifffahrt

Wenn der Tag kommt...

Veröffentlicht am 01 September 2022 von Lucie Maluck

Es muss nicht immer ein neuer Motor sein: Mit Insitu und Reman stehen Marinekunden verschiedene Möglichkeiten für eine Grundüberholung der Motoren offen. Die Grundüberholung spart Ressourcen und Geld.
Wer denkt schon an die Grundüberholung, wenn er einen neuen Motor kauft? „Immer mehr Kunden“, sagt Daniel Ramoli, Leiter des Servicegeschäfts für mtu-Marinemotoren bei Rolls-Royce. Das Serviceangebot sei für viele Kunden genauso wichtig wie das Neumotorenangebot. Daher hat er mit seinem Team für jede Anwendung das passende Serviceangebot entwickelt.  

„Unsere erste Priorität war es, die Serviceintervalle zu verlängern“, erläutert Ramoli. So hat ein Service-Engineering-Team bei Rolls-Royce in wahrer Detektivarbeit mehr als 50.000 Datensätze von Motoren mit unterschiedlichsten Lastprofilen analysiert und ausgewertet. Auf dieser Grundlage haben sie die Wartungsintervalle der einzelnen Motorkomponenten angepasst und teilweise deutlich verlängert. Ein mtu-Motor vom Typ 16V 4000 M65L muss nun erst nach 54.000 Stunden grundüberholt werden.  

Doch egal ob es 30.000, 40.000, 50.000 oder sogar mehr Stunden sind – irgendwann kommt der Tag, an dem eine Grundüberholung beim Motor ansteht. Und für diesen Moment hat Rolls-Royce für jeden Kunden – je nach Herausforderung – das passende Angebot:

Insitu für Schlepper

Schleppschiffe bugsieren die größten Containerschiffe der Welt in die Häfen. Was sie haben: unglaublich viel Kraft. Was ihnen fehlt: Platz. Im Motorraum ist es wahnsinnig eng und es gibt an Bord keine großen Luken, um den Motor aus dem Motorraum im Bug zu holen. Daher mussten die Motoren bisher häufig aus den Schiffen herausgeschnitten werden – das war teuer und zeitaufwändig. Mit „Insitu“ ist das nun nicht mehr notwendig. „Insitu“ steht – nach dem lateinischen Ursprung in situ – für „vor Ort“. Die Grundüberholung ist nun direkt im Motorraum – vor Ort – möglich.   Dafür gibt es einen standardisierten Prozess, den auch die Rolls-Roye-Tochterunternehmen weltweit ausführen können.  

Reman für Fähren und Crewschiffe

Platz ist bei Fähren oft kein so großes Problem. Die Schiffe sind groß und eine Grundüberholung im Motorraum wäre möglich. Das Problem: Diese Überholung kostet Zeit, und genau diese Zeit haben die Betreiber von Fähren nicht. Denn ein Fährschiff, das regelmäßig auf einer Strecke pendelt, darf nicht ausfallen. Die Rolls-Royce-Lösung dafür sind Reman-Motoren. Diese können am Hafen bereitstehen und innerhalb eines Tages eingebaut werden. Reman-Motoren sind von Rolls-Royce nach einem standardisierten Prozess grundüberholte Motoren. Sie erhalten dieselben Eigenschaften wie neuwertige Teile sowie deren volle Garantie. „Reman ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch ökologisch“, sagt Marc Goldschmidt, Vice President Remanufacturing & Overhaul & Technologies. Denn es werden so viele Komponenten eines Motors wie möglich überholt und nicht entsorgt. Das spart Geld und Ressourcen.  

„Allein durch Reman haben wir im Jahr 2021 über 16.000 Megawattstunden Energie und 3.000 Tonnen CO2 eingespart – und zwar dadurch, dass wir Motorteile von unseren Kunden zurückbekommen und aufgearbeitet haben“

Marc Goldschmidt - Vice President Remanufacturing & Overhaul & Technologies

Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig auch das Thema Wartung ist, wenn es um die Vermeidung von CO2-Emissionen geht. Dabei hat das Service-Team um Daniel Ramoli nicht nur den Reman-Prozess im Auge. Mit digitaler Fehlerdiagnostik aus der Ferne möchte das Team Monteureinsätze an Bord von Schiffen vermeiden oder optimieren. Denn nicht immer muss ein Monteur an Bord eines Schiffes reisen, um dann festzustellen, dass ein Teil gewartet oder ausgetauscht werden muss. Das kann – im Rahmen eines ValueCare-Agreements – auch remote aus der Ferne überwacht werden.  

„Die Wartung eines Motors ist entscheidend, wenn es um seine Lebensdauer geht. Daher wollen wir all unseren Kunden die für sie passende Möglichkeit bieten, ihre Motoren zu warten und damit auf dem neuesten, technischen Stand zu halten“, erläutert Daniel Ramoli. Damit sie dann auch wirklich bereit sind, wenn der Tag kommt…