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mtu-Motoren für die maritime Energiewende

Veröffentlicht am 16 Mai 2019 von Wolfgang Boller, Bilder von mtu

Der Großteil der maritimen Lieferanten ist im Binnenland zu Hause
Friedrichshafen, Germany

Maritime Technik und das Binnenland scheinen auf den ersten Blick nicht zusammen zu gehören. Dabei kommen etwa drei Viertel der Wertschöpfung für ein Schiff von Unternehmen jenseits der Meeresküsten. Deshalb tagt die Nationale Maritime Konferenz der deutschen Bundesregierung erstmals im Binnenland: am 22. und 23. Mai in Friedrichshafen am Bodensee. 

Der Rolls-Royce-Geschäftsbereich Power Systems mit seiner Kernmarke mtu ist das Paradebeispiel eines Zulieferers für die Schiffbauindustrie im Binnenland: Etwa 30 Prozent des Umsatzes stammen aus Motoren, Antriebsystemen, Schiffsautomationssystemen und Dienstleistungen für Yachten, Fähren, Hochgeschwindigkeitsfähren, Versorgungsschiffe und Schiffe öffentlicher Auftraggeber. Rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz waren es im Jahr 2018. Damit ist Rolls-Royce Power Systems der größte Zulieferer Deutschlands für die maritime Industrie. 

Die Zulieferer bestimmen den Kurs der maritimen Industrie wesentlich mit. „Wir sehen uns in einer starken Rolle“, sagt Andreas Schell, Vorstandsvorsitzender von Rolls-Royce Power Systems. „Unsere Strategie Power Systems 2030 beschreibt, wie wir uns vom Motorenhersteller zum Lösungsanbieter entwickeln. Mit den Elementen Green- und High-Tech, Elektrifizierung, Hybridisierung und Digitalisierung passt sie perfekt zur Nationalen Maritimen Konferenz, die mit ,global, smart, green‘ überschrieben ist.“ Dazu gehört, so Schell, auch die die maritime Energiewende, „die wir nicht nur mitmachen, sondern treiben und gestalten.“

Green- und High-Tech-Programm
Nichts weniger als die Dekarbonisierung des Antriebs ist das Ziel des Green- und High-Tech-Programms von Rolls-Royce Power Systems. „Unsere Antriebe sollen immer weniger Kohlendioxid ausstoßen, also immer klimaneutraler werden“, sagt Dr. Daniel Chatterjee, der das Green- und High-Tech-Programm leitet. Weniger Schadstoffe wie Partikel und Stickoxide erreichen die Entwickler bereits heute mit optimierter Verbrennung, Filtern und Katalysatoren für Dieselmotoren. Gleichzeitig stehen die ersten mobilen mtu-Gasmotoren für den Schiffsbetrieb vor ihrem ersten Einsatz im Nordsee-Wattenmeer und auf dem Bodensee. Ihre Vorteile: Sie unterschreiten die Grenzwerte aktueller Emissionsrichtlinien (IMO III) bereits ohne Abgasnachbehandlung erheblich - so liegt z.B. die Partikelmasse unter der Nachweisgrenze. Sie stoßen keine Schwefeloxide aus und nur geringe Mengen an Stickoxiden.

Hybridantriebe, Digitalisierung und alternative Kraftstoffe
Die Technik, die den Ausstoß des Klimagases CO2 weiter reduzieren wird, steht bereits in den Startlöchern: Ein mtu-Hybridsystem für Yachten und kommerzielle Schiffe wird im Jahr 2020 erstmals eine Yacht antreiben. Es kombiniert Dieselmotoren mit Elektromotoren und Batteriespeichern. Die digitale Erfassung, Übermittlung und Analyse von Betriebsdaten des Antriebssystems hilft, Antriebsanlagen möglichst treibstoffsparend und umweltfreundlich zu betreiben. Dabei muss der Treibstoff nicht zwangsläufig fossilen Ursprungs sein. Rolls-Royce Power Systems erforscht im Projekt Methquest des deutschen Wirtschaftsministeriums zusammen mit anderen Projektpartnern Technologien, durch die methanbasierte Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen gewonnen, in mobilen und stationären Anwendungen genutzt und schnell in den Markt eingeführt werden können. „Wenn das mit vertretbarem Aufwand gelingt, wäre das ein großer Schritt in Richtung eines klimaneutralen Antriebs“, sagt Dr. Martin Teigeler, mtu-Entwicklungsleiter bei Rolls-Royce Power Systems. Und er geht noch weiter: „Auch Brennstoffzellen in maritimen Antrieben schließen wir nicht aus.“ 

Die Zukunft: Lösungsanbieter
Der Verbrennungsmotor – egal ob mit Gas oder Diesel betrieben – wird zwar weiter eine starke Stellung einnehmen. Doch die Vielfalt der technischen Möglichkeiten – von der Batterietechnologie bis zu alternativen Kraftstoffen - ist größer geworden. Das bietet den Antriebsentwicklern neue Perspektiven, um den Wunsch der Kunden nach umweltfreundlicheren, effizienteren Antrieben zu erfüllen und so den Anspruch des Lösungsanbieters zu erfüllen. 

Marine-Markt ist strategische Säule
Die maritime Wirtschaft ist ein wichtiger Markt für mtu-Motoren. „Produkte und Services für die maritime Industrie bilden neben stationären Energieanlagen eine unserer strategischen Säulen“, sagt Andreas Schell, Vorstandsvorsitzender von Rolls-Royce Power Systems mit Sitz Friedrichshafen am Bodensee hat. So gut wie alle Marinemotoren der Power-Systems-Kernmarke mtu werden hier hergestellt und an Kunden auf der ganzen Welt geliefert. 90 Prozent der Produkte werden direkt oder indirekt exportiert. 

Schnellläufer: Mehr als 1000 Umdrehungen
Im Einsatz sind die folglich auf allen sieben Weltmeeren in der Küstenschifffahrt, in Zubringerschiffen für Offshore-Plattformen, in Schiffen von Streitkräften oder in Schnellfähren und Yachten. Mit Nenndrehzahlen über 1000 Umdrehungen pro Minute sind sämtliche mtu-Motoren von Rolls-Royce so genannte Schnellläufer. Sie sind bekannt für flexible Leistungsentwicklung bei geringem Verbrauch, Langlebigkeit und Zuverlässigkeit.

Auf dem Bodensee, an dessen Ufer die Motoren entstehen, finden sich naturgemäß nur wenige mtu-Produkte. Sie treiben Autofähren, Passagierschiffe und Polizeiboote an– es sind die eher kleineren Motorenmodelle. Die meisten mtu-Motoren sind für die Boote und Schiffe auf dem Bodensee zu groß. Mit Leistungen von rund 260 bis zu 10.000 kW eignen sie sich vor allem für alles, was Salzwasser unterm Kiel hat: Hochgeschwindigkeitsfähren, die beispielsweise Lastwagen, Autos und Menschen zwischen Sizilien und Malta transportieren, Schleppschiffe, die Ozeanriesen in Häfen bugsieren, Notschlepper, die havarierte Schiffe bergen oder Behördenschiffe, die beispielsweise Schmuggler jagen oder für die Sicherheit der Küsten sorgen. Oder ganz entspannt luxuriöse Megayachten: Hier ist mtu sogar Marktführer auf allen Weltmeeren. 

Kontakt

Wolfgang Boller Leiter externe Kommunikation, Pressesprecher Regional- und Wirtschaftsmedien
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