Lösungen von der Brücke zum Propeller
Die Phase der Eingewöhnung an das neue System ist auf dem Pilotschiff erfolgreich verlaufen. Nun geht es darum, sukzessive weitere Funktionalitäten zu ergänzen und schließlich das volle Potenzial von mtu NautIQ Foresight auszuschöpfen. „Wir sind froh, FRS Helgoline als Partner gewonnen zu haben, der uns durch seine regelmäßigen Rückmeldungen die Weiterentwicklung ermöglicht“, betont Bart Kowalinski, Manager Marine Automation bei Rolls-Royce Power Systems. Zwar erscheine es auf den ersten Blick nicht sonderlich komplex, Live-Daten auf einem Schiff zu sammeln: „Aber tatsächlich ist das ein Meilenstein, denn die Qualität der Daten und ihre Kombination in einem einzigen Tool machen mtu NautIQ Foresight wirklich besonders.“ Die erfolgreiche Markteinführung untermauere den Anspruch von Rolls-Royce, Lösungen aus einer Hand von der Brücke bis zum Propeller anzubieten. Für Flottenmanager wird Rolls-Royce die Wartungsstrategie digitalisieren und mit datengestützten Vorhersagen kombinieren. mtu NautIQ Foresight liefert den Systemstatus auf einen Klick und macht das Verfügbarkeitsmanagement so einfach wie nie zuvor.
Dabei ist NautIQ Foresight Teil eines kompletten Schiffsautomations-Portfolios mit dem Namen mtu NautIQ, das eine Reihe von neuen und bewährten Plattformmanagement- und Schiffskontrollsystemen für Schiffe aller Art und Größe umfasst. Für die Zukunft seien Erweiterungen der Produktfamilie geplant, berichtet Kowalinski. „Wir haben jetzt ganz neue Möglichkeiten zur intelligenten Crew-Unterstützung, autonomen Steuerung und Fernbedienung“, sagt er und nennt beispielhaft einen virtuellen Co-Piloten, der eine präzisere Navigation ermöglicht. Ein anderes neues Produkt erlaube etwa einem Schlepper-Kapitän das Steuerhaus zu verlassen und sein Schiff von einem Standort mit besserer Sicht zu manövrieren, was unter anderem die Sicherheit und die Effizienz verbessere. „Wir bauen kontinuierlich unsere Kompetenz als Lösungsanbieter aus und generieren damit echten Mehrwert für unsere Kunden.“
Künstliche Intelligenz schafft neue Möglichkeiten
Zu den weiteren Vorteilen des neuen EHMS an Bord des „Halunder Jet“ zählt Kowalinski die Tatsache, dass die generierten Daten nicht mehr nur an Bord verfügbar sind, sondern zusätzlich auch an Land – wo zum Beispiel der Flottenmanager und der Superintendent jederzeit damit arbeiten können. Es sind bereits Komponenten von anderen Herstellern mit einbezogen, wie ZF-Getriebe. „Und wenn wir erst genügend Daten gesammelt und ausgewertet haben, können wir Künstliche Intelligenz einsetzen und das System mithilfe von maschinellem Lernen automatisch erkennen lassen, wenn etwas nicht mehr im grünen Bereich ist.“ Als Beispiele nennt er die Berechnung der Restlebenszeit von Injektoren oder Vorschläge zur situationsbedingten Anpassung der Geschwindigkeit, um eine möglichst kraftstoffsparende Fahrt zu erreichen. „Da gibt es ganz viele Ansätze, wie wir mit KI zusätzlichen Mehrwert schaffen können“, ist Bart Kowalinski überzeugt.
FRS-Flottenmanager Jörg Erdtmann zeigt sich mit den bisherigen Erfahrungen sehr zufrieden. „Unsere aktuellen Hauptziele sind die Schadensprävention und das Einsparen von Brennstoff“, macht er deutlich, „und da sind wir auf einem guten Weg.“ Er gehe davon aus, dass für die bisher schon mit Sensoren ausgestatteten Komponenten zeitnah Grenzwerte bestimmt und Alarmwerte programmiert werden könnten: „Und dann schickt das System beim Überschreiten dieser Werte automatisch Alarme aufs Handy und ermöglicht uns per Schnellzugriff eine rasche Diagnose.“ Für die nähere Zukunft seien unter anderem noch eine Leistungsmessanlage und eine Ultraschallüberwachung mittels Klopfsensoren der einzelnen Zylinder in Vorbereitung. Erdtmann ist für eine Flotte von aktuell 72 Schiffen weltweit zuständig und kann sich gut vorstellen, den Einsatz von mtu NautIQ Foresight in Zukunft zu erweitern. „Es ist schon sehr hilfreich, wenn Flottenmanager, Inspektor und die Crew Zugriff auf dieselben Daten haben“, meint er. „Wir können die Dinge dann direkt diskutieren und schnell und unkompliziert Lösungen finden.“