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Von Maybach zur mtu: Eine Geschichte technischer Innovationen

Veröffentlicht am 10 Juni 2002

Der Geburtsort des automobilen Markennamens Maybach liegt in Friedrichshafen am Bodensee, in einem Unternehmen der DaimlerChrysler AG, der MTU Friedrichshafen.
Friedrichshafen - Der Geburtsort des automobilen Markennamens Maybach liegt in Friedrichshafen am Bodensee, in einem Unternehmen der DaimlerChrysler AG, der MTU Friedrichshafen. Die mtu, heute einer der weltweit bedeutendsten Hersteller von Hochleistungsdieselmotoren und kompletten Antriebssystemen für Off-Highway-Anwendungen, geht zurück auf die Maybach-Motorenbau GmbH. 1909 von Wilhelm und Karl Maybach in Bissingen an der Enz gegründet, siedelte sich der Maybach-Motorenbau 1912 in Friedrichshafen an, um Motoren für die Luftschiffe des Grafen Zeppelin zu bauen.

Wilhelm Maybach war der langjährige Partner von Gottlieb Daimler, dem Gründer der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Maybach entwickelte den ersten schnelllaufenden Benzinmotor und konstruierte den ersten Mercedes-Wagen im Jahre 1901, das erste moderne Automobil. Die Franzosen nannten ihn den König der Konstrukteure, er zählt zu den bedeutendsten Automobilkonstrukteuren der Welt.

Dem Maybach-Motorenbau gelang es, leichte, leistungsstarke und brandsichere Motoren zu entwickeln, die sich in zivil genutzten Luftschiffen bewährten. Neben den Luftschiffmotoren produzierte der Maybach-Motorenbau bald auch Flugzeugmotoren. Der weltweit erste Höhenflugmotor, der Typ Mb IVa, der in der Höhe die gleiche Leistung wie am Boden abgab, wurde ein voller Erfolg.

Nachdem der Versailler Vertrag es dem Maybach-Motorenbau untersagte, selbst für zivile Flugzeuge Motoren zu bauen, musste das Unternehmen nach 1918 sein komplettes Produktionsprogramm kurzfristig umstellen. Man begann, Dieselmotoren für Lokomotiven und Schiffe zu entwickeln und wendete sich auch wieder dem Automobil zu. Karl Maybach, der Geschäftsführer, wollte sich darauf spezialisieren, Motoren und Getriebe für andere Automobilhersteller zu bauen. Die holländische Automobilfabrik Trompenburg bestellte von Maybach Motoren für ihre exklusiven Spykerwagen, geriet aber in finanzielle Schwierigkeiten und konnte die Motoren nicht mehr abnehmen.

Deshalb entschied sich Karl Maybach, Automobile selbst zu bauen. Sein Ziel war es, das technisch beste und anspruchsvollste Automobil zu bauen. Bereits der erste Maybachwagen, der sogenannte Typ W 3, sorgte auf der Automobilausstellung 1921 in Berlin für Aufsehen. Die Maybach-Wagen wurden bekannt für ihre leistungsstarken Motoren und für die modernen Vorwahlgetriebe, Vorläufer der heutigen Automatikgetriebe. 1929 brachte das Unternehmen den berühmten Maybach Typ 12 auf den Markt. Neben Horch war dieser Fahrzeugtyp der einzige deutsche Wagen der Vorkriegszeit mit einem 12-Zylinder-Motor. Das Hubvolumen lag bei sieben, später bei acht Litern, die Leistung betrug 150 bzw. 200 PS. Der Preis des Maybach "Zeppelin", wie der Wagen ab 1931 genannt wurde, lag bei bis zu 50.000 Reichsmark; dafür hätte man damals auch fünf Einfamilienhäuser oder 33 Opel P4-Wagen bekommen.

Die Produktionszahlen waren entsprechend niedrig. Bis 1940 wurden lediglich 200 Fahrzeuge dieses Typs gebaut. Der Maybach war in erster Linie ein luxuriöses Repräsentations-Objekt. Von den sportlichen Cabriolets abgesehen war ein Chauffeur Standard. Maybach-Besitzer waren prominent: Könige, Hochadel, Staatsoberhäupter, hochrangige Politiker, Unternehmensvorstände oder Größen aus der Unterhaltungsbranche - die bei der mtu erhaltenen Verkaufslisten lesen sich wie ein "Who's Who" der oberen Zehntausend der 20er und 30er Jahre in Deutschland und zahlreichen Ländern bis hin zu den indischen Maharadschas.

Anfang der 30er Jahre bauten deutsche Yachtwerften - speziell Lürssen - zahlreiche schnelle Motoryachten für Kunden in den USA. Alle wurden von Luftschiff- und Dieselmotoren von Maybach angetrieben. Zu dieser Zeit besaß das Friedrichshafener Unternehmen auch zwei Vorführboote auf dem Bodensee. Gemeinsam mit dem Luftschiffbau entwickelte Maybach im Windkanal eine Stromlinienform für Triebzüge, die als Vorläufer unserer heutigen Hochgeschwindigkeitszüge bezeichnet werden kann, allen voran der berühmte "Fliegende Hamburger".

Nach dem Zweiten Weltkrieg rettete Karl Maybach seine Fabrik durch die Zusage, für Frankreich Motoren zu entwickeln, wenn das Werk in Friedrichshafen weiter produzieren dürfe. Der Hauptmarkt für den Maybach-Motorenbau war die Eisenbahn, doch die hohe Leistungsdichte machte die Baureihe auch zum konkurrenzlosen Antrieb schneller Schiffe. Trotz wirtschaftlicher Erfolge erkannte der Nachfolger Karl Maybachs, Jean Raebel, Ende der 50er Jahre, dass das Unternehmen einen Partner brauchte, um langfristig bestehen zu können. Er fand ihn in der Daimler-Benz AG, wo man ebenfalls einen Partner für den Großmotorenbau suchte. Die 60er Jahre standen deshalb im Zeichen der Fusion mit dem Großmotorenbereich aus Stuttgart-Untertürkheim. 1969 gründeten Daimler-Benz und MAN die MTU Friedrichshafen, die schnelllaufende Dieselmotoren im Leistungsbereich zwischen 1.000 und 10.000 PS bauen sollte. Die Hauptabsatzmärkte verlagerten sich schnell auf das Ausland. Bis Anfang der 90er Jahre stieg der Exportanteil bei Motoren auf über 70 Prozent. Der Umsatz stieg von 270 Millionen Mark im Jahre 1970 auf über 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2001.

Nach der Übernahme des amerikanischen Motorenherstellers Detroit Diesel Corporation (DDC) durch die DaimlerChrysler AG im Jahr 2000 hat der Konzern seine Off-Highway-Aktivitäten im Produktbereich "DaimlerChrysler Powersystems Off-Highway" konzentriert. Die MTU Friedrichshafen übernimmt in diesem Produktbereich die Führungsrolle. Dieses Geschäft ist auf solche Anwendungssegmente ausgerichtet, die sich außerhalb der Straße - also off-highway - bewegen. Hierzu gehören beispielsweise Wasser- und Schienenfahrzeuge, schwere Landfahrzeuge und dezentrale Energie-Anlagen. Als Antriebskomponenten verwendet mtu neben Dieselmotoren auch Gasmotoren, Gasturbinen und entwickelt derzeit Brennstoffzellen zur Serienreife. Das Leistungsspektrum reicht von 20 bis 9.000 kW (30 bis 12.000 PS).

Im Jahr 2001 erzielte mtu einen Umsatz von 1.128 Mio. Euro. Dabei ist der Schiffsmarkt mit einem Anteil von 44 Prozent der wichtigste Umsatzträger. Das Unternehmen ist auch in den Märkten für dezentrale Energiesysteme (18 %), militärische Fahrzeuge (9 %) und Bahn (8 %) aktiv. Die Marke Detroit Diesel deckt die Märkte für Bau- und Industriemaschinen, Minenfahrzeuge und landwirtschaftliche Maschinen ab. Darüber hinaus produziert die mtu Gelenkwellen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge (11%), unter anderem auch für den neuen Maybach. Über ihre Tochtergesellschaft L'Orange gehören auch Einspritzsysteme für Diesel-, Schweröl- und Gasmotoren zum Produktspektrum. Die MTU Friedrichshafen bildet zusammen mit ihren Tochtergesellschaften MTU Asia Pte. Ltd., mtu Australia PTY. Ltd. und L'Orange GmbH die mtu-Gruppe. mtu ist mit zwölf Tochtergesellschaften auf allen Kontinenten vertreten.