MTU Friedrichshafen und RWE gründen Brennstoffzellen-Joint Venture
Veröffentlicht am 15 Juli 2003
mtu und RWE treiben ihre Brennstoffzellen-Aktivitäten in Zukunft gemeinsam voran. Dies ist der Inhalt eines Joint Venture-Vertrages, den die MTU Friedrichshafen GmbH und die RWE Fuel Cells GmbH, Essen, geschlossen haben und der vorbehaltlich der Zustimmung durch die EU-Kartellbehörde im Juli 2003 in Kraft getreten ist.
- Gemeinsame Gesellschaft „mtu CFC Solutions“
- Start der Serienproduktion von Brennstoffzellenanlagen für 2006 geplant
- mtu bringt Technologie ein, RWE ihren Kundenzugang
München - mtu und RWE treiben ihre Brennstoffzellen-Aktivitäten in Zukunft gemeinsam voran. Dies ist der Inhalt eines Joint Venture-Vertrages, den die MTU Friedrichshafen GmbH und die RWE Fuel Cells GmbH, Essen, geschlossen haben und der vorbehaltlich der Zustimmung durch die EU-Kartellbehörde im Juli 2003 in Kraft getreten ist. Das gemeinsame Unternehmen trägt den Namen mtu CFC Solutions GmbH. Ziel des Joint Ventures ist es, die Markteinführung von Karbonat-Brennstoffzellenanlagen auf breiter Basis zu erreichen und der Gesellschaft eine führende Marktposition bei Hochtemperatur-Brennstoffzellen zu verschaffen. RWE Fuel Cells beteiligt sich zu 25,1 Prozent an der mtu CFC Solutions GmbH, einem rechtlich eigenständigen Unternehmen, bis dato eine 100 %-Tochtergesellschaft der MTU Friedrichshafen.
Für Dr. Rolf A. Hanssen, Vorsitzender der Geschäftsführung der MTU Friedrichshafen und Leiter DaimlerChrysler Off-Highway, und Dr. Gert Maichel, Mitglied des Vorstandes der RWE AG, hat das Joint Venture eine erhebliche strategische und wirtschaftliche Bedeutung. Brennstoffzellen, so die gemeinsame Überzeugung, seien wegweisend für die umweltfreundliche und ressourcensparende Energieerzeugung des 21. Jahrhunderts: „Brennstoffzellenanlagen sind eine langfristig angelegte, strategische Ergänzung unseres heutigen Produktprogramms, speziell im Bereich Energiesysteme. Sie erlauben den nächsten technologischen Quantensprung in der Energie- und Antriebstechnik und werden sich aufgrund ihrer herausragenden technischen Eigenschaften ihre globalen Märkte schaffen. mtu treibt diese Entwicklung aktiv voran und gestaltet sie maßgeblich mit“, sagte Dr. Hanssen auf einer Pressekonferenz anlässlich der Gründung des Joint Ventures.
Der Anteil dezentraler Kleinkraftwerke in der Stromerzeugung wird, so Dr. Maichel, wachsen. Aufgrund ihrer Effizienz und Umweltfreundlichkeit sei die Brennstoffzelle dabei eine wichtige Komponente: „Wir sind überzeugt, dass mtu mit dem HotModule auf dem richtigen Weg ist. Daher wollen wir uns an der weiteren Entwicklung aktiv beteiligen. Gemeinsam werden wir für den Kunden ein Komplett-Paket schnüren, das seinen Anforderungen hinsichtlich eines Einsatzes von Brennstoffzellen gerecht wird. Wir sind stolz darauf, gemeinsam mit unserem Partner mtu auf dem Gebiet der Karbonat-Brennstoffzellen-Technologie First Mover im Anwendungsbereich Industrie und Gewerbe zu sein.“ mtu CFC Solutions plant den Start der Serienfertigung von Brennstoffzellenanlagen für das Jahr 2006.
Die beiden Partner vereinigen in dem gemeinsamen Unternehmen ihre jeweiligen Stärken, die für die Markteinführung von Brennstoffzellen notwendig sind: mtu bringt mit einem erheblichen Entwicklungsvorsprung auf dem Gebiet stationärer Brennstoffzellen die erforderliche Technologie ein, RWE verfügt als einer der führenden europäischen Energiekonzerne über den entsprechenden Marktzugang, der die Einführung von Brennstoffzellen auf breiter Basis ermöglicht. Die Geschäftsführung der mtu CFC Solutions liegt in Händen von Michael Bode (Vorsitzender) und dem von RWE nach Vorliegen der erforderlichen Genehmigungen zu entsendenden Dr. Michael Fübi.
Das HotModule, so der Name der mtu-Brennstoffzellen-Anlage, ist ein Kleinkraftwerk zur dezentralen Energieversorgung, das für eine Vielzahl von Anwendungen geeignet ist. Außer Strom generiert die Anlage auch Hochtemperatur-Wärme, die für industrielle Prozesse, wie zum Beispiel die Hitzebehandlung in der pharmazeutischen Industrie und in der Nahrungsmittelindustrie sowie zur Beheizung und Klimatisierung von Gebäuden benötigt wird. Einsatzgebiete sind daneben die Telekommunikation, Krankenhäuser und Rechenzentren, in denen das HotModule darüber hinaus auch als Notstromanlage verwendet werden kann. Die Technologie erlaubt zudem die Verstromung von Bio-, Klär- und Grubengas, was der Industrie und Landwirtschaft neue Perspektiven eröffnet, denn heute gehen viele dieser Gase verloren oder werden bestenfalls thermisch genutzt.
Auf dem Weg zur Serienfertigung des HotModules ist mtu bereits weit fortgeschritten. Nach über zehn Jahren Entwicklung befindet sich die Karbonat-Brennstoffzelle derzeit in der Phase der Praxis-Erprobung. Bis heute wurden 14 Anlagen installiert, wovon momentan neun im Einsatz sind. Drei Anlagen haben ihre Tests bereits hinter sich, zwei werden in Kürze in Betrieb genommen. Gegenüber anderen Brennstoffzellen-Technologien ist das HotModule aufgrund seiner Konstruktion und Bauart bereits heute vergleichsweise ausgereift und kostengünstig.
Die Märkte für stationäre Brennstoffzellen ergeben sich aus den Möglichkeiten, die diese Technologie innerhalb der bestehenden Infrastruktur eröffnet: Der Brennstoff ist im wesentlichen Erdgas, das heute über ein weit verzweigtes Verteilernetz zur Verfügung steht. Im Vergleich zu herkömmlichen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen hat das HotModule einen wesentlich höheren Wirkungsgrad und ist deutlich umweltfreundlicher. Es hat eine elektrische Netzleistung von 245 Kilowatt bei einer Zellblock-Leistung von 270 Kilowatt und damit einen elektrischen Wirkungsgrad von rund 50 Prozent. Hinzu kommen rund 180 kW thermische Energie. Insgesamt kann das HotModule damit einen Nutzungsgrad von über 90 Prozent erreichen. Die Schadstoff-Mengen, die die Anlage emittiert, sind so gering, dass man entsprechend der TA Luft von ‚Abluft’ anstatt von ‚Abgas’ redet. Die Abluft besteht hauptsächlich aus heißer Luft und Wasserdampf. Stick- und Schwefeloxide werden so gut wie keine emittiert.