Rollout von englischen Hochgeschwindigkeitstriebköpfen (HST) „Class 43“ mit mtu-Motor 16V 4000
Veröffentlicht am 11 Mai 2005
Am 11. Mai 2005 stellte der englische Lokomotivhersteller Brush Traction, Loughborough/Midlands, im Rahmen eines Rollouts die beiden Triebköpfe des 200 Stundenkilometer schnellen Hochgeschwindigkeitszugs „Class 43“ vor.
- Englische Zug-Triebköpfe erstmals mit mtu-Antrieb remotorisiert
- 1680 kW Leistung bei hoher Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit sowie niedrigen Emissionen
- mtu-Engineering für optimale Integration im Triebkopf
Am 11. Mai 2005 stellte der englische Lokomotivhersteller Brush Traction, Loughborough/Midlands, im Rahmen eines Rollouts die beiden Triebköpfe des 200 Stundenkilometer schnellen Hochgeschwindigkeitszugs „Class 43“ vor. Die Triebköpfe wurden im Auftrag der Bahn-Leasing-Gesellschaft Angel Trains jeweils mit einen 1680 kW starken 16V 4000-Dieselmotor des deutschen Antriebsherstellers MTU Friedrichshafen remotorisiert. Die mtu-Motoren ersetzen jeweils 30 Jahre alte Paxman-Motoren. Der Zug wird an den Betreiber First Great Western (FGW) verleast.
Ausschlaggebend bei der Entscheidung des Betreibers FGW für die mtu-Motoren waren die niedrigen Abgas- und Schallemissionen, die hohe Zuverlässigkeit, der geringe Verbrauch und die damit verbundenen günstigen Life-Cycle-Kosten. Der neue Antrieb erfüllt damit sowohl die gestiegenen wirtschaftlichen Anforderungen des Betreibers FGW als auch die gültigen Umweltstandards der internationalen Bahnindustrie.
Die Erwartungen des Betreibers an den Antrieb als Herzstück der Triebköpfe sind hochgesteckt, da die Züge landesweit in Sachen Auslastung einen Spitzenplatz belegen. Die große Akzeptanz der Zugreisenden beruht nicht zuletzt darauf, dass die Züge bisher die hohen Erwartungen an die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Verbindungen erfüllt haben. Der Hochgeschwindigkeitszug mit den remotorisierten Triebköpfen wird voraussichtlich ab Juni ein halbes Jahr lang im Praxiseinsatz erprobt. Dabei wird er bereits in seinem zukünftigen Einsatzgebiet in Mittel- und Südengland eingesetzt. Auf Basis der Versuchsphase wird eine Entscheidung über eine weitere Flottenumrüstung getroffen.
Die Integration eines modernen Dieselmotors in eine bestehende Antriebsanlage ist eine anspruchsvolle Aufgabe, da der neue Motor an die technischen Eigenschaften und Schnittstellen der Triebköpfe angepasst werden muss. Die Baureihe 4000 eignet sich sehr gut für diese Aufgabenstellung. Dazu trägt vor allem die flexible Motorelektronik MDEC (= mtu Diesel Engine Control) bei, die sich maßgeschneidert an die vorhandene Antriebssteuerung anpassen lässt.
mtu-Engineering für optimale Integration im Triebkopf
Einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Integration des Motors hat die mtu mit ihrer hohen Systemkompetenz geleistet. Dazu haben die mtu-Ingenieure eng mit dem Systempartner Brush Traction in allen entscheidenden Projektphasen kooperiert. So haben Elektronikspezialisten aus Friedrichshafen die Motorelektronik auftragsspezifisch an die Lok angepasst. Steuerungs- und Überwachungsdaten werden dazu über die MDEC-Elektronik an die Schnittstellen der bestehenden Loksteuerung übertragen.
Die Motoren der Baureihe 4000: Leistungsstark und emissionsarm
Die Motoren-Baureihe 4000 hat sich als moderne Antriebstechnologie für Remotorisierungsprojekte aber auch für Neulokomotiven einen sehr guten Ruf erworben. Ausgestattet mit Common Rail-Einspritz-Technologie und einem elektronischen Motormanagement, verbindet die Baureihe 4000 hohe Leistung mit Wirtschaftlichkeit und niedrigen Emissionen. Die Motoren werden in 8-, 12-, 16- und 20-Zylindervarianten mit einem fein abgestuften Leistungsspektrum angeboten. Bis heute wurden 1150 Motoren dieser Baureihe für Schienenfahrzeuge bestellt. 4000er Motoren werden mittlerweile von über 25 Bahnbetreibern in Europa und Asien eingesetzt.
Neben Brush nutzen auch andere Hersteller die Motoren der Baureihe 4000 für Remotorisierungsprojekte. Ein Beispiel ist die Umrüstung von 52 Mehrzwecklokomotiven der französischen Mehrzwecklokomotive BB66000 bei der Firma Socofer. Die mtu liefert dafür je einen 12V 4000-Motor mit einer Leistung von 1500 kW . 400 Mehrzwecklokomotiven der Baureihe V290 der Deutschen Bahn werden ferner mit je einem Motor des Typs 8V 4000 (850 kW Leistung) ausgestattet
Als Systemlieferant bietet die mtu darüber hinaus das PowerModule, einen kompletten dieselelektrischen Antrieb mit einem 2000 kW starken 16V 4000-Motor. Eingesetzt werden PowerModules beispielsweise in der dieselelektrischen Streckenlok ER 20 von Siemens Transportation Systems. Die Österreichischen Bundesbahnen haben 100 Einheiten bestellt und betreiben sie unter der Bezeichnung Rh 2016 bzw. „Hercules“. Weitere ER 20-Loks sind in Deutschland und Hongkong im Einsatz. Einer der jüngsten Großaufträge kommt von der Französischen Staatsbahn SNCF: Für den Antrieb von 400 dieselelektrischen Lokomotiven der Baureihe BB475000 liefert mtu jeweils ein PowerModule.