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Chronik eines Motor-Jahrhunderts

Veröffentlicht am 10 März 2009

Karl Maybach, Wilhelm Maybach und Graf Ferdinand von Zeppelin – diese drei Technik-Pioniere haben vor 100 Jahren Motorenbaugeschichte geschrieben, als sie die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH gründeten.

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Friedrichshafen, 10. März 2009. Karl Maybach, Wilhelm Maybach und Graf Ferdinand von Zeppelin – diese drei Technik-Pioniere haben vor 100 Jahren Motorenbaugeschichte geschrieben, als sie die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH gründeten. Über wechselnde Partner – mit Daimler-Benz kooperierte das Unternehmen ab 1960, MAN stieg neun Jahre später ein – erhielt die Firma schließlich den Namen, der heute noch für die erfolgreiche Entwicklung und Produktion von Dieselmotoren und Antriebsanlagen steht: MTU Friedrichshafen.

Jahr


Ereignis


1909 Wilhelm Maybach (1846 - 1929) weist 1908 in einem Brief an Graf Ferdinand von Zeppelin (1838 - 1917) auf eine Motorenkonstruktion seines Sohnes Karl (1879 - 1960) hin. Graf Zeppelin greift den Vorschlag auf, und am 23. März 1909 wird die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH mit Sitz in Bissingen an der Enz gegründet.
1910
Schon im Herbst 1909 läuft der erste Luftschiffmotor auf dem Prüfstand: der Typ AZ (107 kW bzw. 145 PS) – ein genau auf die Bedürfnisse der Luftfahrt abgestimmter Sechszylinder mit einem hervorragenden Leistungsgewicht. Er ist so konstruiert, dass während der Fahrt bei abgeschaltetem Motor Kolben, Zylinder und Ventile einfach ausgetauscht werden können. Seinen ersten Einsatz findet der Motor 1910 im LZ 6. Der erste Zeppelin, der allein mit drei AZ-Motoren fährt, ist im Jahr 1911 LZ 10 „Schwaben“.
1912
In den Jahren 1911 und 1912 zieht das Unternehmen nach Friedrichshafen auf das Gelände des heutigen Werks 1 der MTU Friedrichshafen. Im Mai 1912 ändert es seinen Namen in Motorenbau GmbH, produziert aber weiterhin Luftschiffmotoren.
1916
Die Motorenbau GmbH entwickelt 1916 einen überverdichteten Flugzeugmotor vom Typ Mb IVa, den ersten serienmäßig hergestellten Höhenflugmotor mit einer Leistung von 250 PS (184 kW). Der Sechszylinder-Otto-Reihenmotor ist in 1.800 Meter Höhe auf dem Wendelstein in Bayern erprobt worden. Den Leistungsverlust von Flugmotoren bei sinkender Luftdichte kompensieren ein größeres Hubvolumen und eine höhere Verdichtung – der Motor wird also „überbemessen“ und „überverdichtet“. Dieser Höhenflugmotor wird bis 1918 vor allem in große und Riesenflugzeuge sowie in Aufklärungsflugzeuge und Luftschiffe eingebaut.
1918
Maybach-Motorenbau heißt das Unternehmen seit dem 18. Mai 1918. Das Werk wächst bis zum Ende des Ersten Weltkriegs durch die stetige Nachfrage nach Flugmotoren erheblich, was zu zahlreichen neuen Gebäuden und zu einer Belegschaft von bis zu 3.600 Mitarbeitern führt.
1919
Durch den Versailler Vertrag ist es deutschen Firmen untersagt, Flugzeuge und Fluggeräte herzustellen. Die Maybach-Motorenbau GmbH muss über Nacht ihr Produktionsprogramm umstellen. Man entwickelte Dieselmotoren für Eisenbahnen und wandte sich dem Automobil zu.
1921
Auf der Berliner Automobil-Ausstellung im Herbst 1921 präsentiert die Maybach-Motorenbau GmbH den Maybach Typ W 3 mit einem 70 PS (51,5 kW) starken Motor, eine „Herrenfahrer-Limousine“, die als „deutscher Rolls Royce“ gilt.
1924
Die Eisenbahn-Verkehrsmittel-AG (EVA.) aus Wismar und die Maybach-Motorenbau GmbH entwickeln einen Dieseltriebwagen mit dem Maybach-Motor G 4a (150 PS, bzw. 110 kW) und stellen diesen im September 1924 vor. Maybach bringt in den 1930er-Jahren die GO-Motoren-Generation auf den Markt. 1933 verhilft der GO-5-Motor dem so genannten „Fliegenden Hamburger” zu einem neuen Geschwindigkeitsrekord: In zwei Stunden und 18 Minuten fährt er von Berlin nach Hamburg.
1933
Maybach-Motorenbau entwickelt verstärkt leistungsstarke und kompakte Benzinmotoren für Ketten- und Halbkettenfahrzeuge und baut sie als Sechszylinder-Reihenmotoren und als Zwölfzylinder-V-Motoren. Bis 1945 liefert das Unternehmen insgesamt rund 140.000 dieser Hochleistungsmotoren im Leistungsbereich zwischen 100 und 700 PS.
1943
Ab 1943 ist Friedrichshafen Ziel zahlreicher alliierter Bombenangriffe. Das beeinträchtigt die Produktion des Maybach-Motorenbaus. In dieser Zeit halten vermehrt Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern die Produktion aufrecht. 1943 wird das Konstruktionsbüro nach Wangen im Allgäu verlegt.
1948
1945 sind über 70 Prozent der Fabrikgebäude des Unternehmens zerstört. Im September 1946 wird eine Vereinbarung über die Entwicklungsarbeiten an einem Panzermotor für die französische Armee (Typ HL 295) getroffen. Diese Kooperation verhindert die Demontage des Werks. Die Entwicklungsarbeit findet in Vernon bei Paris statt, was 1948 die Wiederinbetriebnahme des Friedrichshafener Werks ermöglicht.
1949
Die Geburtstunde der ersten Maybach-Baureihe, der Baureihe MD (MD steht für Maybach-Diesel). Ursprünglich für die Schienentraktion konzipiert, verwenden Kunden MD-Motoren auch zum Antrieb von Arbeitsmaschinen und besonders von schnellen Booten. Diese Motoren legen bereits 1949/50 die Grundlage der künftigen Produktion des Friedrichshafener Motorenbaus. Durch Hochaufladung und Ladeluftkühlung, druckölgekühlte Kolben und je drei Einlass- und Auslassventile pro Zylinder werden eine bis dahin unerreichte Leistung und Standfestigkeit erzielt.
1952
Das Vermögen der Zeppelin-Stiftung, die selbst und über die Luftschiffbau Zeppelin GmbH Anteile am Maybach-Motorenbau hat, fällt 1947 satzungsgemäß an die Stadt Friedrichshafen. Karl Maybach strebt eine Loslösung an und hat damit Erfolg: 1952 verkauft die Stadt ihre Anteile. Parallel erwirbt der Großindustrielle Friedrich Flick 50 Prozent der Gesellschafteranteile an der Maybach-Motorenbau GmbH.
1958
1958 gründet Karl Maybach zusammen mit Unternehmensleiter Jean Raebel und dem Betriebsratsvorsitzenden Walter Beig die Karl-Maybach-Hilfe mit einem Stammkapital von 100.000 DM. Sie soll die Altersversorgung der Mitarbeiter verbessern und ihnen in besonderen Notfällen schnell und unbürokratisch helfen.
1966
Seit dem 10. August 1960 arbeiten die Daimler-Benz Tochtergesellschaft Industriemotorenbau GmbH und der Maybach-Motorenbau in der Produktion von schnelllaufenden Großmotoren zusammen. Am 23. Juli 1963 gründet Daimler-Benz die Firma Mercedes-Benz Motorenbau Friedrichshafen GmbH und beginnt die Verlegung ihres Großmotorenbaus nach Friedrichshafen-Manzell. Am 28. Oktober 1966 geben beide Firmen ihren Zusammenschluss unter dem Namen Maybach Mercedes-Benz Motorenbau GmbH bekannt.
1969
Am 11. Juli 1969 gründen die Daimler-Benz AG (über die Maybach Mercedes-Benz Motorenbau GmbH) und die MAN AG (über die MAN Turbo GmbH) mtu-Gesellschaften in Friedrichshafen und München. mtu steht für Motoren- und Turbinen-Union. mtu München entwickelt und baut fortschrittliche Triebwerkskomponenten, MTU Friedrichshafen schnelllaufende Dieselmotoren.
1969 Ab 1969 wird die Gelenkwellenproduktion vom Mercedes-Benz-Werk in Gaggenau nach Friedrichshafen verlagert. Bis Ende 1996 bleiben die Maschinen Eigentum von Mercedes-Benz, dann übernimmt sie die mtu.
1973
mtu-Ingenieure entwickeln die auf Marineanwendungen und den Aggregatemarkt zugeschnittene neue Baureihe 396. Sie entspricht im Wesentlichen der Baureihe 331, hat aber einen verlängerten Hub und deckt damit eine neue Leistungsklasse ab. 1973 wird sie in den Markt eingeführt.
1974
Am 2. Mai 1974 gründet mtu als erstes Tochterunternehmen die mtu Singapore Pte. Ltd, die heutige MTU Asia. Diese Gründung ist der Startschuss für das internationale Auftreten der mtu in allen wichtigen Märkten. Es folgen weitere mtu-Tochtergesellschaften, so zum Beispiel 1977 die Gründung der mtu Australia Pty. Ltd. und 1978 der mtu North America.
1989
In München entsteht die Deutsche Aerospace AG (DASA). In ihr vereinigt die Daimler-Benz AG die Aktivitäten Luft- und Raumfahrt, Verteidigungstechnik, Luftfahrtantriebe und schnelllauffende Dieselmotoren (MTU Friedrichshafen GmbH).
1990er
Gasmotoren, abgeleitet aus vorhandenen und geplanten Baureihen, ergänzen in den 1990er-Jahren die Produktpalette der MTU Friedrichshafen. Auch das Leistungsspektrum der Anfang der 90er-Jahre ins Produktportfolio aufgenommenen General-Electric-Gasturbinen wird erweitert. Zu dieser Zeit beschäftigt sich die MTU Friedrichshafen auch schon mit der Karbonat-Brennstoffzelle für den Einsatz in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen.
1994
Im September 1994 geht die MTU Friedrichshafen eine Kooperation mit der US-amerikanischen Detroit Diesel Corporation (DDC) ein. An dem 1938 gegründeten Unternehmen hatte die Daimler-Benz AG 1993 Anteile erworben. Später fassen beide Unternehmen ihre Off-Highway-Aktivitäten zusammen.
1995
1995 erwirbt die MTU Friedrichshafen von der mtu Aero Engines München die komplette Beteiligung an der 1933 gegründeten L’Orange GmbH, dem Spezialisten bei der Einspritztechnik für Großdiesel- und Schwerölmotoren mit Sitz in Stuttgart. Ein Jahr später, im Jahr 1996, stellt die mtu mit der Baureihe 4000 den weltweit ersten Seriengroßdieselmotor mit Common-Rail-Einspritzsystem vor.
1996
Am 1. Oktober 1996 feiern die von MTU Friedrichshafen und Detroit Diesel Corporation gemeinsam entwickelten Baureihen 2000 und 4000 Premiere. Leitgedanken bei der Baureihen-Entwicklung waren Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit. Die neuen Motoren ermöglichen dem Unternehmen ein großes Wachstum im kommerziellen Markt.
2000
Sie ist für große und schnelle Fähren, Yachten und Behördenschiffe geeignet – die im Jahr 2000 eingeführte Baureihe 8000. Mit der 20-Zylinder-Version mit 9.100 Kilowatt Leistung, Common-Rail-Einspritzung und Registeraufladung stößt die MTU Friedrichshafen in einen neuen Leistungsbereich vor.
2006
Der DaimlerChrysler-Konzern verkauft im Dezember 2005 seinen Off-Highway-Geschäftsbereich, bestehend aus der MTU Friedrichshafen und dem Off-Highway-Bereich von Detroit Diesel, an den schwedischen Investor EQT Partners. Dieser gründet im Juli 2006 die Tognum GmbH, deren Kernunternehmen die MTU Friedrichshafen ist.
2007
Aus der Tognum GmbH wird die Tognum AG. Am 2. Juli 2007 notiert die Aktie erstmals an der Frankfurter Börse. Nur zwei Monate später, am 24. September 2007, schafft Tognum den Sprung in den MDAX.
2008
Die Tognum-Tochtergesellschaften, die sich mit dezentraler Energieversorgung beschäftigen (MDE in Augsburg, CFC Solutions in München, Katolight in Mankato (USA) sowie der mtu-Bereich Power Generation) werden im September 2008 unter der Marke „mtu Onsite Energy“ zusammengeführt. Vorausgegangen ist Anfang Juli 2008 eine Neuorganisation der Tognum-Gruppe in die Geschäftsbereiche „Engines“ und „Onsite Energy & Components“.
2009
In diesem Jahr feiert die MTU Friedrichshafen 100 Jahre Pioniergeist, Antrieb, Kraft und Erfolg: Ein Festakt leitet das Jubiläumsjahr im März ein. Es folgt eine internationale Jubiläumsgala und im Juli lädt das Unternehmen Mitarbeiter aus allen deutschen Standorten mit ihren Familien zu einem Mitarbeiterfest ein.
Wolfgang Boller Pressesprecher externe Kommunikation, Pressesprecher Regional- und Wirtschaftsmedien
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Julia Höchel Sprecherin Wirtschafts- und Finanzmedien
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