FALLSTUDIE Kommerzielle Schifffahrt

„Ndurance“ und Ndeavor“: Dieselelektrischer Antrieb für neue N-Klasse-Schiffe von Boskalis

Veröffentlicht am 28 November 2016

Royal Boskalis Westminster ist ein weltweit führender maritimer Dienstleister im Bereich Nassbagger- und Erdarbeiten. Die vielseitige, moderne Flotte des Unternehmens besteht aus über 1.000 Schiffen und Geräten. Zu den jüngsten Neuzugängen gehören die beiden Mehrzweckschiffe „Ndurance“ und „Ndeavor“. Für einen zuverlässigen Antrieb in rauen Offshore-Umgebungen sorgen Stromaggregate von mtu — egal, ob die Schiffe als Baggerschiff, Kabelleger oder schwimmendes Quartier auf dem Wasser unterwegs sind.
Details

Wer

Royal Boskalis Westminster N.V.

Was

12- und 16-Zylinder-Dieselaggregate basierend auf der Baureihe 4000 für Schiffsantrieb und Bordstrom

Wie

Erweiterung der Boskalis-Flotte um Multifunktionsschiffe der neuen N-Klasse

Wo

Papendrecht, Niederlande

Uns hat vor allem die hohe Qualität beeindruckt — sowohl was die fertigen Motoren als auch den Produktionsprozess selbst angeht.

Bram De Feyter - Manager Neubauten, Boskalis Westminster N.V.
Papendrecht, Niederlande — Einer der Grundpfeiler, auf dem die Royal Boskalis Westminster N.V. ihren Erfolg gründet, ist kontinuierliche Investition in die bestehende Flotte. Um attraktive Projekte zu akquirieren, setzt das Unternehmen auf die besten und effizientesten Schiffe. Der Offshore- Markt spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle. Neben Spezialschiffen wie Laderaum- und Schneidkopfsaugbaggern, Ankerziehschleppern, Schwimmkränen, Halbtaucher-Schwerlasttransportschiffen oder Klappschuten integriert Boskalis deshalb zwei Mehrzweckschiffe in seine Flotte. 2010 begann die Planung für einen neuen Kabelleger, die sogenannte N-Klasse. Ziel des Projekts war ein dieselelektrisch angetriebenes Arbeitsschiff, das sich für ein breites Aufgabenspektrum eignet — es soll gleichermaßen Kabel oder Steine auf dem Meeresgrund verlegen können und bei Offshore-Konstruktionen, Bergungsarbeiten oder der Unterstützung von Tauchern einsetzbar sein. Etwas mehr als drei Jahre später nahmen die ersten beiden Schiffe dieser neuen N-Klasse, der Kabelleger „Ndurance“ und sein Schwesterschiff „Ndeavor“, ihren Betrieb auf.
Um eine große Bandbreite an Aufgaben abzudecken, benötigen die Schiffe einen leistungsstarken und langlebigen Antrieb. Schon früh erwägte Boskalis die Lösungen von mtu als mögliche Option. „Wir wussten, dass mtu mit seinen sauberen Motoren bei der Emissionsreduzierung schon weiter ist als andere Anbieter“, so Bram De Feyter, Manager Neubauten bei Boskalis. Ein Besuch Anfang 2011 im Motorenwerk in Friedrichshafen überzeugte die Niederländer dann restlos. „Uns hat vor allem die hohe Qualität beeindruckt — sowohl was die fertigen Motoren als auch den Produktionsprozess selbst angeht.“
  

„Zuverlässigkeit ist ein absolutes Muss“


Für den Antrieb seiner neuen N-Klasse-Schiffe entschied Boskalis sich für Aggregate basierend auf den schnelllaufenden Dieselmotoren aus der bewährten mtu-Baureihe 4000 „Ironmen“ für Arbeitsschiffe. Diese sind speziell für kommerzielle Schiffsanwendungen wie Offshore-Versorgungsschiffe für Windparks oder Öl- und Gasplattformen ausgelegt und folgen einem standardisierten, erprobten Design — wichtige Aspekte, wenn es darum geht, das Risiko von Personen- und Sachschäden sowie eventuelle Ausfall- und Stillstandskosten für die Betreiber zu vermeiden. In Kombination mit präventiven Wartungen, die mtu nach einem vorher festgelegten Plan durchführt, lassen sich Ausfälle auf ein Minimum begrenzen.
Traditionell kommt die Motorbaureihe 4000 überall dort zum Einsatz, wo besonders langlebige Antriebslösungen mit hoher Verfügbarkeit und niedrigen Betriebskosten gefragt sind. Mit Wartungsintervallen bis zu 33.000 Stunden gehören die 4000er zu den robustesten Motoren im Markt. Ein entscheidender Aspekt, denn: „Zuverlässigkeit ist ein absolutes Muss“, so De Feyter.
Auch die Verfügbarkeit eines weltweiten Servicenetzwerks war ausschlaggebend für die Wahl der mtu-Aggregate. „Die Schiffe unserer Flotte sind auf der ganzen Welt im Einsatz und uns war wichtig, dass wir im Ernstfall so schnell wie möglich Unterstützung erhalten — egal, wo sich das fragliche Schiff gerade befindet“, begründet De Feyter die Entscheidung. Die Kosten bei einem ungeplanten Ausfall können schnell in die tausende Euro gehen. „mtu reagiert unverzüglich und kompetent. Wir fühlen uns gut aufgehoben.“

Optimale dynamische Positionierung


Anfang 2013 lieferte mtu insgesamt acht Aggregate an den für den Bau der beiden N-Klasse- Schiffe verantwortlichen chinesischen Hersteller. Jedes der Aggregate besteht aus einem 12-, bzw. 16-Zylindermotor, einem Generator, der auf einem gemeinsamen Grundrahmen elastisch gelagert ist, sowie einem elektronischen Steuersystem. Die „Ndeavor“ und die „Ndurance“ erhielten je vier Gensets: jeweils zwei vom Typ Ironmen 12V 4000 M33S und zwei vom Typ Ironmen 16V 4000 M33S, die bei gleichzeitigem Betrieb 7.000 Kilowatt elektrische Leistung liefern können — genug Energie, um die insgesamt vier Bug- und Heckstrahlruder anzutreiben. Diese liefern den nötigen Schub, über den das computergesteuerte Positionierungssystem der Klasse 2 (dynamic positioning, DP 2) sicherstellt, dass das Schiff auch bei hohem Seegang seinen Kurs hält. In Vorbereitung für die DP-Klasse 3 besitzen „Ndeavor“ und „Ndurance“ bereits zwei separate Maschinenräume, in denen die Aggregate untergebracht sind. Werden die Maschinen in einem der beiden Räume durch Feuer oder Überschwemmung zerstört, ist trotzdem noch genügend Leistung vorhanden, um das Schiff weiterhin auf Position zu halten — ein wichtiger Aspekt für die Schiffe der N-Klasse, die durchgehend mit gleichbleibender Geschwindigkeit und äußerst exakt arbeiten müssen.

Genügend Leistung für alle Aufgaben


Neben den Propellern speisen die mtu-Aggregate auch die Gerätschaften, die sich an Deck der Schiffe befinden. Allein um die riesigen Seekabelspulen mit Durchmessern von 26 Metern an Bord der „Ndurance“ zu bewegen, werden bereits rund 1.500 Kilowatt benötigt. Für ihre ersten Einsätze wurden „Ndurance“ und „Ndeavor“ mit unterschiedlichen Spezialgerätschaften für Sonderaufgaben ausgestattet. Die „Ndeavor“ wird damit Baggerarbeiten und Steinschüttungen bei einem philippinischen Offshore-Projekt mit Schwerpunkt Transport und Installation durchführen; die „Ndurance“ steht zum Kabellegen bereit. Nach Beenden eines Projekts können die Spezialgerätschaften eingelagert und gegen solche eingetauscht werden, die für weitere Aufträge passender sind: Basierend auf einem gemeinsamen Grunddesign lassen sich die Decks der Schiffe je nach Aufgabe flexibel konfigurieren. Die Aggregate sind dabei so ausgelegt, dass immer genügend elektrische Leistung an Bord ist verfügbar ist — egal ob beim Kabellegen, der Installation von Gaskompressions-Plattformen, zum Befestigen von FPSO-Schiffen oder sonstigen Offshore-Aktivitäten.