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Von Tigern und Mäusen

Veröffentlicht am 30 März 2012 von Katrin Beck, Bilder von Ropa

Das gibt’s nur in Bayern: Rübenroder und Rübenlader werden nach Tieren benannt. Warum?
Sittelsdorf, Deutschland

Anfang September: Die Tage werden kürzer und aus saftig grünen Feldern werden innerhalb weniger Stunden braune Äcker. An deren Rand: meterlange Berge aus Tausenden von Zuckerrüben. Was keiner sieht: Unter den Zuckerrübenbergen wimmelt es nur so vor Mäusen, denn dort ist es gleichmäßig warm und trocken. Allerdings haben die Mäuse nicht lange etwas von diesem Schutz. Denn schon wenige Tage nach der Ernte werden die Zuckerrüben von einer großen Verlademaschine aufgesammelt und gereinigt. Ihr Name:  Maus.

Erfinder der Rübenlademaschine ist Erich Fischer. Als der Tüftler aus dem bayrischen Eggmühl seine selbst gebaute Rübenlademaschine in den 1960er-Jahren zum ersten Mal auf dem Feld testete, flüchteten die Mäuse. Weil die Maschine damals noch nicht alle Rüben aufsammeln konnte, schaufelten die Bauern mit der Rübengabel Rüben auf Fischers Lademaschine. Bei jeder Maus, die aus dem Rübenberg flüchtete, riefen sie im tiefsten bayrisch: „Da is a Maus!“. Bald war Fischer unter den Bauern nur noch „Der Mann mit der Maus.“ Das Patent seines  Maus- Rübenladers verkaufte er 1987 an den bayrischen Landmaschinenhersteller Ropa. Der Name  Maus  ist bis heute geblieben. „Einen Rübenreinigungslader kennt niemand, aber die Lade-Maus  kennt jeder“, erklärt Michael Gruber. Er ist Ingenieur bei Ropa und entwickelt als einer der Nachfolger Fischers die  Maus  weiter.

Michael Gruber ist seit 22 Jahren Ingenieur beim Landmaschinenhersteller Ropa. Obwohl er alle Funktionen von Euro-Maus und Euro-Tiger genau kennt, ist es für ihn stets eine Herausforderung, die Maschinen mit jedem neuen Modell zu verbessern.

Komplett durchgetaktet
Gruber kennt sich aus. Seit 22 Jahren arbeitet er bei Ropa. „Der Markt diktiert die Anforderungen“, sagt er und erzählt auch vom Teampartner der  Maus: dem Rübenvollernter  Tiger. Dieser erntet die Rüben und lagert sie in meterlangen Bergen am Rand des Feldes. Die  Maus  lädt sie dann in Lkw. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen, denn der Rübenmarkt ist ein genau kalkuliertes Geschäft. Von Anfang September bis zum ersten Frost bleiben den Bauern nur wenige Wochen im Jahr, die Rüben aus dem Boden zu ernten und schnellstmöglich in die Zuckerrübenfabriken zu bringen. Zufall gibt es nicht, alles ist genau geplant. Die Fabrik bestimmt auf die Minute, wann die  Maus  bei welchem Bauern die Rüben auflädt. Dann rechnet sie einige Tage zurück und bestimmt so, wann der  Tiger  das Feld abernten wird.

Allroundtalent  Tiger
Steht der Termin, rückt zuerst der  Tiger  an: eine riesengroße, gelbe Maschine, knapp 15 Meter lang und gut drei Meter breit. Sobald die Schnauze auf den Acker trifft, beginnen die Messer, die Rübenblätter zu entfernen. Direkt danach setzen die Köpfer an und nehmen die Blattstängel sowie den obersten Rand, den Kopf der Rübe ab. Im dritten Schritt heben die Rodeschare, eine Art Pflug, die Rüben aus dem Boden und sammeln sie auf. Verschiedene Elemente im  Tiger  reinigen die Rüben vom Dreck und transportieren sie gleichzeitig in den Ladebunker. Ist der Bunker voll, lädt der  Tiger  die Rüben am Feldrand auf einer Miete, den langen Rübenhaufen, ab. Dann kommt die große  Maus  und geht all den kleinen Mäusen, die sich inzwischen unter dem Haufen versammelt haben, an den Kragen. Direkt vor der Miete klappt sie ihre Walzen auf zehn Meter Breite aus. Diese ziehen die Rüben regelrecht an und transportieren sie durch die  Maus  nach oben. Dabei werden die Rüben nochmal gereinigt und landen schließlich über ein Förderband im LKW. Eine Lade-Maus  transportiert pro Saison bis zu 300.000 Tonnen Zuckerrüben.

Das Aufnahmesystem besteht aus 18 Walzen und ist mehr als zehn Meter breit.
Während des Verladens vom Acker in den LKW werden die Rüben gereinigt.
Um das Gleichgewicht zu halten, hat die Maus einen Gegengewichtsarm, der je nach Bedarf ausgeklappt werden kann.
Die Emissionsstufe EU IIIB erfüllt der mtu-Motor der Baureihe 926 mit einem SCR-Katalysator.
Allroundtalent Tiger: Zuerst werden die Blätter abrasiert und der oberste Rand der Rübe weggeköpft.
Rodeschare heben die Rüben schonend aus dem Boden und verladen sie auf ein Transportband.
Von dort gelangen sie in den Bunker. Ist der Bunker voll, lädt der Tiger die Zuckerrüben am Rand zu einer Miete, einem lang gezogenen Rübenhaufen ab.
Die Erntemaschine ist nur knapp 50 Tage im Einsatz. In dieser Zeit muss der Motor zuverlässig sein.
Ropa setzt auf einen mtu-Motor der Baureihe 502.
Soviel Glück, mehrere Tiger auf einmal auf dem Feld zu sehen, hat man selten: Die Einsatzzeiten sind so eng getaktet, dass man die gelben Alleskönner nur kurz sieht.

Absolute Zuverlässigkeit
Circa 50 Tage ist der  Tiger  jedes Jahr im Einsatz. In dieser Zeit erntet er bis zu 100.000 Tonnen Rüben. Bis zu 120 Tage braucht die  Maus  dann, die riesigen Rübenhaufen auf die Lkws zu verladen. Von Anfang September bis zu den letzten Rüben im Januar arbeitet sie 1.800 bis 2.000 Stunden. „In dieser Zeit dürfen die Maschinen auf keinen Fall ausfallen“, erzählt Gruber. Denn wenn sich das Wetter ändert, könnte das tonnenweise die Ernte vernichten. Schon seit Jahren setzt Ropa auf zuverlässige und leistungsstarke mtu-Motoren. Ein Achtzylinder-Motor der Baureihe 502 treibt mit knapp 600 PS den  Tiger  bei der Ernte an. In der  Maus  liefert ein Motor der Baureihe 926 die nötige Energie. „Bis zu 10.000 Stunden laufen die Motoren zuverlässig ohne größere Reparaturen. Das ist die wichtigste Voraussetzung für unsere Kunden“, erklärt Gruber. Er nennt einen weiteren Vorteil der Motoren: „Sie basieren auf Daimler-Technologie. Ersatzteile dafür gibt es weltweit. Das ist wichtig, denn während der Ernte müssen wir die innerhalb weniger Stunden besorgen können.“

Ropa-Tiger  und  -Mäuse  sind weltweit im Einsatz. Neben Deutschland, Frankreich und Polen, die in Europa die größten Rübenproduzenten sind, fahren die gelben Landmaschinen auch in Russland, der Ukraine und in Moldawien. In Amerika und Kanada sind  Maus  und  Tiger  ebenso im Einsatz. Seit 2010 nimmt Ropa auch Fahrt in China auf. Sieben Maschinen ernten und verladen dort schon, sechs weitere haben chinesische Bauern bestellt. Egal wo die Maschinen Rüben ernten und verladen: Warum die Lademaschine den Namen  Maus  hat, können Bauern jedes Jahr im Herbst von neuem sehen.

Kontakt

Dietmar Wetzel
Tel.:
+49(7541)90 7033
+49 7541 90 7033
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