STORY Bergbau

Tag und Nacht auf Achse

Veröffentlicht am 05 September 2017 von Chuck Mahnken, Bilder von mtu do Brasil, Mauritius

Auf der Suche nach der besten Lösung wählte der Minenbetreiber Vale 16-Zylinder Motore der Baureihe 4000 für die Remotorisierung
Mina de Ferro Carajás, Brasil

Eingehüllt in eine Staubwolke windet sich eine Kolonne gigantischer Muldenkipper einen Hügel tief im brasilianischen Regenwald hinauf. Rings herum üppig grüner Dschungel. Tief unten treibt eine Vielzahl von Maschinen einen riesigen Tagebau in die rote Erde. Ein Tag wie jeder andere in der Carajas-Mine, der weltweit größten Eisenerzmine. Hier kommen schnell viele Jahre härtester Belastung für die Muldenkipper zusammen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Lastwagen der Mine verschleißen. Doch ein zweites Leben ist möglich: mit einer mtu-Neumotorisierung. Die Carajas-Mine liegt im Norden Brasiliens im Bundesstaat Para. In der Region sind die Eisenerzkonzentrationen höher als irgendwo sonst auf der Welt.

Wirtschaftsfaktor für Brasilien: Carajas ist die größte Eisenerzmine der Welt. Doch auch andere Vorkommen werden in der Mine abgebaut, wie Mangan-, Kupfer-, Zinn-, Aluminium- und Golderz.

Carajas ist heute vollständig im Besitz von Vale, einer großen brasilianischen Bergbaugesellschaft. Die Mine ist die größte Eisenerzmine weltweit. Eisenerz wird für die Herstellung von Stahl benötigt und macht mehr als 90 Prozent aller weltweit genutzten Metalle aus. Die Mine enthält zudem auch große Vorkommen von Mangan-, Kupfer-, Zinn-, Aluminium- und Golderz. Sie spielt für die brasilianische Wirtschaft eine bedeutende Rolle. Seit Bestehen der Mine ist in der Nähe die Stadt Parauapebas mit 180.000 Einwohnern entstanden. Heute beschäftigen Vale und seine Lieferanten 46.000 Mitarbeiter in Para. Es wird erwartet, dass Vale im Jahr 2018 in der Mine über 110 Millionen Tonnen Erz fördert. Und es gibt bereits Pläne, die Kapazität noch weiter auszubauen.

Gut zwei Stockwerke hoch sind die Schwerstarbeiter in der Mine: Ein Komatsu 830E Muldenkipper wiegt 181 Tonnen und kann 240 Tonnen Erz transportieren.

Tag und Nacht auf Achse
Mit dem gigantischen, stets wachsenden Arbeitspensum in Carajas Schritt zu halten, ist eine große Herausforderung. Mit jedem neuen Tag soll mehr produziert werden. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass die Carajas-Mine mit dem riesigen Tagebau an eine Stadt erinnert, in der rund um die Uhr pulsierendes Leben herrscht. Doch was auf den ersten Blick chaotisch erscheint, besticht durch Effizienz und Ordnung. Bagger, Muldenkipper und Radlader sind für die schweren Hubarbeiten zuständig. Transportbänder befördern das Material zur Weiterverarbeitung. Anschließend transportieren Züge das Erz 900 Kilometer weit zum Hafen von Sao Luis. Mehr als die Hälfte der Produktion von Vale wird von dort nach China verschifft. Eine Flotte von 140 Muldenkippern sorgt für einen reibungslosen Ablauf in Carajas. Jeder dieser Komatsu-830E-Lastwagen wiegt 181 Tonnen und kann 240 Tonnen Erz transportieren. Oft ist zu sehen, wie sie die kurvenreichen Straßen des Tagebaus hinauf- und hinunterfahren. Die Muldenkipper sind über zwei Stockwerke hoch und kaum zu übersehen. Auch das satte Geräusch ihrer Dieselmotoren ist unverkennbar. Komatsu-Muldenkipper des Typs 830E sind für einen Betrieb rund um die Uhr und an allen Tagen im Jahr ausgelegt. Doch kein Motor hält ewig – schon gar nicht unter den heißen, staubigen Bedingungen im Norden Brasiliens. Das muss aber nicht unbedingt das das Ende des Muldenkippers bedeuten: mit einer Neumotorisierung ist der Lastwagen fit für eine zweite Runde.

Hitze, Dreck und Einsatz rund um die Uhr machen den Fahrzeugen der Mine zwar schwer zu schaffen, doch wenn der Motor seine Lebenszeit erreicht hat, wäre der Muldenkipper noch immer Einsatzbereit.

Eine bessere Lösung
Zwei der serienmäßig eingebauten Motoren der Muldenkipper von Vale erreichten im Jahr 2016 ihre maximale Betriebsstundenzahl vor der notwendigen Komplettüberholung. Das Ende war nah und das Risiko eines Ausfalls wuchs von Tag zu Tag. Wie stets auf der Suche nach besseren Alternativen, prüfte Vale alle Möglichkeiten. Da viele Radlader in der Carajas-Mine von mtu-Motoren der Baureihe 4000 angetrieben werden, kannte Vale bereits die Vorteile der mtu-Motoren. „Vale hat erkannt, dass die mtu-Baureihe 4000 hervorragend geeignet ist und die richtigen technischen Merkmale mitbringt“, sagt Marcio Etrusco, Serviceleiter bei mtu do Brasil. „Sie haben bereits bei den Radladern sehr gute Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit und dem Kraftstoffverbrauch dieser Motoren gemacht. Für sie war die Kombination aus Produktivität und niedrigen Lebenszykluskosten höchst attraktiv.“

Für die Neumotorisierung wählte Vale 16-Zylinder-Motoren des Typs 4000 C21 mit einer Leistung von bis zu 1.864 Kilowatt. Für Bergbaugesellschaften steht Produktivität an erster Stelle. Gleichzeitig dürfen die Kosten nicht aus dem Blick geraten - eine Gratwanderung. Muldenkipper sind rund um die Uhr im Einsatz. Doch der Dauerbetrieb verbraucht viel Kraftstoff und beansprucht die Motoren aufs äußerste. Für Vale machen sich deshalb der geringere Kraftstoffverbrauch, die langen Intervalle zwischen Grundüberholungen und die außergewöhnlich hohe Verfügbarkeit der Baureihe 4000 langfristig bezahlt.

mtu do Brasil bot Vale dafür die perfekte Lösung. Sie tauschten den ersten Motor des Komatsu E 830 gegen einen neuen 16-Zylinder mtu-Motor der Baureihe 4000 aus.

Leistungsstarker Service
„Neben den Spezifikationen spielte auch der Kundendienst eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. Vale war von unserem hervorragenden Kundendienst im Feld und dem Bestand an mtu-Originalersatzteilen und Überholungssätzen beeindruckt. Wir stellen Vale rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche einen spezialisierten Servicetechniker zur Verfügung“, so Marcio Etrusco. „Uns ist die Zufriedenheit unserer Kunden wichtig. Schon wenn eine einzige Maschine ausfällt, hat dies hohe finanzielle Verluste zur Folge. Also tun wir alles, um den Serviceprozess zu beschleunigen und die Ausfallzeit zu minimieren.“ mtu stellte Vale den Plan für die Neumotorisierung im Mai 2016 vor. Bereits wenig später wurde er abschließend festgelegt und genehmigt. Für den Erfolg waren Teamwork, die Expertise von mtu und Ressourcen aus der ganzen Welt gefragt: mtu America lieferte die Motoren der Baureihe 4000. mtu do Brasil stellte Mechaniksätze zur Verfügung. mtu South Africa lieferte Elektroniksätze und unterstützte mtu do Brasil mit zusätzlichen Service-Mitarbeitern und technischer Planung. Die Neumotorisierung erledigte das Team schnell und effizient, um die Ausfallzeit zu minimieren. Der Einbau begann im September 2016. Nach nur zwei Wochen rollte der erste Muldenkipper wieder und war bereit zur Erprobung im Feld. Das Projekt lief so gut, dass der zweite Komatsu-Muldenkipper des Typs 830E ebenfalls neu motorisiert wurde. Im Dezember bestand er eine umfassende Motorprüfung und stand wieder für die produktive Arbeit zur Verfügung.

Team-Work weltweit: Gemeinsam mit den Mechanikern der Mine, remotorisierten Service-Mitarbeiter von mtu do Brasil und mtu Südafrika den Muldenkipper.

Ein neues Leben
Durch die neuen Motoren wurde die Leistung beider Komatsu-Muldenkipper des Typs 830E deutlich gesteigert. Verglichen mit den vorherigen Motoren bedeutet die mtu-Baureihe 4000 eine signifikante Verbesserung: „Die Muldenkipper sind schneller, zuverlässiger und verursachen geringere Wartungskosten“, so Marcio Etrusco. „Der größte Vorteil ist der geringere Kraftstoffverbrauch. Mit den neuen Motoren können fast zehn Prozent Kraftstoff eingespart werden. Bei einem Unternehmen dieser Größenordnung bedeutet das eine erhebliche Kostensenkung. Der zweite neu motorisierte Muldenkipper wurde am 15. Dezember wieder in Betrieb genommen. Nach 135 Tagen durchgehenden Betriebs hat der Motor genau 3.000 Betriebsstunden absolviert. Pro Tag ist er also durchschnittlich 22,2 Stunden gelaufen. Das sind beeindruckende Werte für Flottenverfügbarkeit“, so Marcio Etrusco. Vale ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen und hat dies mtu gegenüber bestätigt: Sie beauftragten zwei weitere Neumotorisierungen mit mtu-Motoren für das Frühjahr 2017.

Nach zwei Wochen in der Werkstatt, war der Muldenkipper nicht nur mit neuem Motor sondern auch mit neuer Lackierung wieder im Einsatz.

Vor der Neumotorisierung zeigte der Komatsu 830E deutliche Anzeichen von Verschleiß und war am Rande des Ausfalls – eines Ausfalls, der Vale viel Geld gekostet hätte. Heute verrichtet er unter der brennenden Sonne Brasiliens auf den kurvigen Pisten und Serpentinen der Carajas Mine wieder seinen Dienst. Als ob ihm die schwere Last nichts anhaben könnte, rumpelt er mit bis zu 65 Stundenkilometern über die rote Erde. Voll beladen mit 240 Tonnen Erz erreicht er problemlos und schnell wieder den höchsten Punkt der Mine. Vielleicht ist der Quell der ewigen Jugend gar nicht so schwer zu finden: Womöglich liegt er hier im brasilianischen Regenwald.

Kontakt

Jordao Heber
Tel.:
+55 11 3915 8953
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