Wie machen wir... alte Motoren wieder neu?

Veröffentlicht am 08 April 2025 von Lucie Maluck

Remanufacturing zeigt, dass nachhaltiges Wirtschaften und Effizienz keine Gegensätze sein müssen – sondern sich perfekt ergänzen. Ein Blick hinter die Kulissen des Reman-Technologiezentrums von Rolls-Royce Power Systems in Magdeburg.
Ob in Lokomotiven, Stromaggregaten oder Schiffen – mtu-Motoren werden überall dort eingesetzt, wo Zuverlässigkeit und Leistung unter extremen Bedingungen gefragt sind. Doch selbst die robustesten Motoren stoßen irgendwann an ihre Grenzen. Nach einigen Jahren und – je nach Einsatz von 10.000 bis zu 100.000 Betriebsstunden – wird es Zeit für einen Neuanfang: Der Motor muss grundüberholt werden. Eine der besten Möglichkeiten dazu ist der hochmoderne, standardisierte mtu-Remanufacturing-Prozess, kurz Reman. In diesem werden alte Motoren komplett zerlegt, auf Herz und Nieren geprüft, instandgesetzt und für ein zweites Leben vorbereitet. Doch wie genau machen wir aus alt wieder neu?

Mit geübten Handgriffen löst Maik Kahlmeier, ein Techniker im mtu-Reman-Technologiezentrums in Magdeburg, eine Schraube an einem riesigen Zwölfzylinder-mtu-Motor der Baureihe 4000. „Das hier ist das Herzstück“, sagt er und deutet auf das massive, über zwei Tonnen schwere Kurbelgehäuse. Der Motor hat bereits weit über 30.000 Betriebsstunden hinter sich – in einer Lokomotive irgendwo auf der Welt. Jetzt wird er hier komplett zerlegt, gereinigt und Stück für Stück auf Hochglanz gebracht.

Arbeit am Herzstück des Motors: Maik Kahlmeier arbeitet an einem Kurbelgehäuse eines mtu-Motors im Reman-Technologiezentrums von Rolls-Royce Power Systems in Magdeburg.

In der Halle herrscht Schwermaschinenbaucharme. Überall sind Arbeitsstationen, an denen Motoren in verschiedenen Stadien des Reman-Prozesses liegen: In einem Teil sind einige schon glänzend wie neu, in der Nachbarhalle stehen andere noch mit einer dicken Schicht aus Rost und Gebrauchsspuren überzogen. „Das Besondere an unserer Arbeit ist, dass wir jedem Motor neues Leben einhauchen – und dabei gleichzeitig die Umwelt schonen“, erklärt Maik Kahlmeier, während er mit einem Schlagschrauber die letzte Schraube am Kurbelgehäuse löst.

3.600 Tonnen weniger CO2 pro Jahr dank Reman

Maik Kahlmeier ist stolz auf seinen Job. „Es ist schön, nicht nur über Nachhaltigkeit zu reden, sondern diese aktiv zu leben“, sagt er. Denn beim mtu-Reman-Prozess wird jede Motorkomponente, die wiederverwendet werden kann, wieder aufgearbeitet. Nur das, was wirklich nach aktuellem Stand der Technik nicht mehr aufbereitet werden kann, wird fachgerecht entsorgt. Dieser Prozess spart Rohstoffe, Emissionen und Energie. „Allein an unserem Standort in Magdeburg sparen wir pro Jahr 3.600 Tonnen CO2“, sagt Marc Goldschmidt, der das Reman-und Overhaulgeschäft mit mtu-Motoren bei Rolls-Royce verantwortet.

Der mtu-Reman-Prozess läuft an allen Standorten gleich – sei es im US-amerikanischen Aiken oder in Magdeburg im Herzen Deutschlands. Überall werden gebrauchte Motoren und Bauteile werksüberholt – mit Präzision, Herzblut und der Garantie, dass sie danach wieder laufen wie ein Neumotor. Der Prozess besteht aus sechs Schritten.

Schritt für Schritt zurück zu Höchstleistung: Der mtu-Reman-Prozess in sechs Schritten

  1. Zerlegen und Reinigen: Zuerst wird der Motor komplett zerlegt. Jedes Bauteil wird gründlich gereinigt und von Lack, Rost oder Verschmutzungen befreit – natürlich nur, wenn sich die Teile noch in einem akzeptablen Zustand befinden.
  2. Befundung: Messung, Inspektion und Evaluierung aller Teile, ggf. auch Laboranalysen von Flüssigkeiten und Materialien, decken den Zustand des Motors im Detail auf. Jedes Bauteil wird auf Herz und Nieren geprüft. Falls nötig, ersetzen fabrikneue Komponenten die verschlissenen Teile.
  3. Aufarbeitung: Der Motor und seine Bauteile werden maschinell aufgearbeitet und werksüberholt. Hierbei arbeitet Rolls-Royce mit den Originalherstellern oder zertifizierten Lieferanten zusammen, um die bewährte Qualität sicherzustellen.
  4. Montage: Die Einzelteile werden mit höchster Präzision wieder zusammengesetzt – natürlich mit aufgearbeiteten oder werksüberholten Ersatzteilen.
  5. Abnahmetest: Zeit für den Härtetest! Der Motor muss sich – wie auch ein ganz neuer Motor – in einem anspruchsvollen Testlauf auf dem Prüfstand bewähren. Hier werden Einsatzbedingungen wie extreme Belastung und hohe Temperaturen simuliert.
  6. Letzter Schliff: Zum Schluss wird der Motor grundiert, lackiert und sorgfältig verpackt, bevor er auf die Reise zum Kunden geht.

Pfandsystem sichert Teileverfügbarkeit im mtu-Reman-Prozess

Der Motor geht dann nicht zurück zu seinem bisherigen Einsatzort. Beim mtu-Reman-Prozess erhalten Kunden in der Regel nicht ihren eigenen Motor zurück, sondern einen neuen Reman-Motor, der aus werksüberholten und neuen Bauteilen aufgebaut wurde und sofort einsatzbereit ist. Das spart vor allem Zeit, denn kein Kunde muss nicht darauf warten, dass sein eigener Motor überholt wird. Der Austauschmotor kann direkt geliefert werden. Da alle Austauschmotoren denselben strikten mtu-Reman-Prozess durchlaufen, sind alle wiederaufgearbeiteten mtu-Motoren auf demselben, technisch neuwertigen Zustand – unabhängig vom Zustand seines eingesandten Motors.

Dieses System funktioniert aber nur, wenn immer genügend Ersatzteile für den Reman-Prozess zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund müssen Kunden, die einen Austauschmotor oder -komponenten erhalten, die entsprechenden Teile gebrauchter Teile an Rolls-Royce zurückgeben.  

„Das CORE-System ist das Rückgrat unseres Remanufacturing-Prozesses. Es ermöglicht uns, Altteile in einen neuwertigen Zustand zu versetzen, Ressourcen zu schonen und gleichzeitig höchste Qualität zu liefern – ein perfektes Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und Effizienz.“

Marc Goldschmidt, Leiter Remanufacturing & Overhaul Technologies des Rolls-Royce-Geschäftsbereichs Power Systems.

Die Vorteile von Remanufacturing: Nachhaltig, wirtschaftlich und schnell

Marc Goldschmidt fasst damit die Vorteile von Remanufacturing zusammen. Der Prozess ist

  • nachhaltig, weil er den Materialverbrauch reduziert und somit Ressourcen schont
  • wirtschaftlich, weil ein Reman-Motor preisgünstiger ist als ein Neumotor – und das bei gleicher Garantie
  • schnell, denn Kunden bekommen sofort einen neuen Reman -Motor und müssen nicht darauf warten, bis ihr eigener Motor überholt wird.

Tausende Komponenten, Motoren und Systeme werden jährlich in den Rolls-Royce-Reman- & Überholungszentren generalüberholt, instandgesetzt oder remanufactured – Tendenz steigend. Besonders PowerPacks für Triebwagen, aber auch mtu-Motoren der Baureihen 2000 und 4000, die in Zügen oder Stromaggregaten eingesetzt werden, werden bei Rolls-Royce Power Systems in einem standardisierten Prozess komplett generalüberholt, vollständig aufgearbeitet und anschließend wieder eingesetzt – bereit für die nächsten zigtausend Betriebsstunden.  

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