Marathon mal anders
Dennoch wird alles anders sein. Nach Tokio, dem Zentrum der Olympischen Spiele, wird Ringer gar nicht reisen. Er wird gleich nach Sapporo gehen, in ein Hotel, kein olympisches Dorf. Die Marathon-Strecke wird abgeschirmt sein, Publikum wahrscheinlich nicht erlaubt und die Athleten werden auch nicht wie üblich quer durch die Stadt laufen, sondern in Runden: Einer größeren mit 22.195 Metern und zwei kleineren über 10.000 Meter – für Richard Ringer könnte das ein Vorteil sein. Denn die 10.000 Meter waren in den vergangenen Jahren seine Spezialdistanz. „Ich bringe von den 10.000 eine Sprintfähigkeit mit, die nicht jeder Marathonläufer hat“, erklärt Ringer.
„Der Marathon ist noch viel mehr als die Langstrecken auf der Bahn eine Kopfsache,“ erklärt Ringer. Zwar haben alle Teilnehmer als erstes Ziel „Durchkommen“, doch dann wird es schon schwieriger. Ringer teilt sich das Rennen in Fünf-Kilometer-Distanzen ein. Dafür setzt er sich Zeitvorgaben. Knackig wird es ab 30, 35 Kilometer, wenn die Beine schwerer werden: „Dann spielt der Kopf eine ganz wichtige Rolle, man muss komplett fokussiert bleiben.“
Mit voller Motivation
Die Motivation für seine Läufe nimmt er aus seinem Alltag. „Ich habe einen ganz großen Vorteil: Ich habe einen Arbeitgeber und ein Kollegenteam, das mir sozusagen den Rücken freihält,“ erklärt Ringer. Er arbeitet Teilzeit im Controlling und kann sich so mit einem gesicherten Einkommen auf den Sport konzentrieren. „Ich bin in meinen wettkampffreien Phasen, also nur monats- und stundenweise am Schreibtisch. Dann aber mit voller Motivation. Die Arbeit und die Kollegen sind ein super Ausgleich. Das sorgt für eine gewisse Leichtigkeit und Entspannung, die ich dann auch wieder zum Laufen mitnehmen kann,“ erklärt Ringer. Deshalb hat ihn die Frage ob Olympia 2021 denn wirklich stattfindet auch gar nicht so beschäftigt: an seinem Training für den Lauf am 8. August hielt Ringer immer fest. Im schlimmsten Fall hätte er auf einen Marathon irgendwo anders ausweichen müssen.
Und so konzentriert er sich jetzt auf sein Rennen am 8. August. Das Ziel: In Sapporo mit einer guten Zeit durchkommen. Im August wird er dann wieder im Controlling arbeiten, mit neuen Plänen im Gepäck: Einen der großen Stadt-Marathons, bei dem dann auch Freunde und das Publikum mit anfeuern und er nicht wieder im Kreis läuft, will er als nächstes angehen. Und auch Paris 2024 – die nächsten Olympischen Spiele – stehen auf Ringers Agenda.