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Ein Controller bei Olympia

Veröffentlicht am 04 August 2021 von Katrin Auernhammer, Bilder von Richard Ringer

Richard Ringer ist Langstreckenläufer und im Nebenberuf Controller bei Rolls-Royce Power Systems. Am Sonntag startet er beim olympischen Marathonrennen.
Richard Ringer ist Deutschlands bester Langstreckenläufer. Über 5.000 Meter, 10.000 Meter und viele Crosslauf-Strecken hat er Titel geholt. Mitten in der Corona-Pandemie ist er auf die Marathon-Distanz gewechselt – statt 10.000 Meter läuft er jetzt 42,195 Kilometer. Erstes Ziel: die Olympischen Spiele in Japan.


Die Corona-Pandemie hat vielen professionellen Sportlern Steine in den Weg gelegt. Trainingsstätten waren geschlossen, Wettkämpfe und damit auch Einnahmequellen fielen aus und insgesamt war ungewiss, wie es denn weiter gehen soll. Mitten in dieser Zeit der Unsicherheiten wechselte Richard Ringer, der im Controlling bei Rolls-Royce Power Systems arbeitet, die Disziplin: „Als Läufer bin ich nicht ganz so extrem von all den Restriktionen betroffen, wie manch andere Sportkollegen. Laufen kann ich immer und überall, dazu brauche ich keine Bahn und keine Halle“, erzählt Richard Ringer. So plötzlich kam dieser Wechsel auch gar nicht: „Die Marathon-Strecke war schon länger in meinen Plänen und jetzt hat der Zeitpunkt zum Wechsel einfach gepasst – mittelfristig wechseln übrigens viele Langstreckenläufer zum Marathon,“ ergänzt Ringer.  

Qualifikation für Olympia

Doch von 10.000 Meter auf 42,195 Kilometer zu wechseln, geht das so einfach? „Es läuft überraschend gut. Ich hätte erwartet, dass mir das schwerer fällt“, erzählt Ringer. Inzwischen hat er an zwei Marathon-Wettkämpfen teilgenommen. „Der erste Marathon im Herbst 2020 war hart, ich musste mich wirklich durchbeißen und die gelaufene Zeit war überhaupt nicht nach meinen Vorstellungen“, lacht er. „Der Marathon in Siena, Italien, im April dagegen war sehr gut. Ich bin die viertbeste Zeit gelaufen, die je ein Deutscher erreicht hat. Mir ging es selbst am Tag danach sehr gut und ich hätte sofort wieder laufen können.“ Mit dieser Zeit hat er sich auch für das deutsche Olympia-Team qualifiziert und darf in Sapporo, Japan, antreten.  

Rio versus Tokio  

Über die 5.000m Meter ist Richard Ringer schon bei Olympischen Spielen gestartet, 2016 in Rio de Janeiro. Damals hat er den Spirit der Spiele im olympischen Dorf mitbekommen, das Multikulti mit Athleten aus aller Welt, die Begeisterung des Publikums im Stadion. Das alles wird er in Japan nicht haben. Sind die Olympischen Spiele denn dann überhaupt noch ein lohnendes Ziel? Für Richard Ringer definitiv: „Mir wird das ganze Drumherum fehlen, aber ich bin Sportler und am 8. August 2021 findet das Rennen statt, für das ich mich schon sehr lange und intensiv vorbereite. Das ist der Höhepunkt in diesem Jahr.“  

„Der Marathon in Siena, Italien, im April war sehr gut. Ich bin die viertbeste Zeit gelaufen, die je ein Deutscher erreicht hat. Mir ging es selbst am Tag danach sehr gut und ich hätte sofort wie­der laufen können", so Richard Ringer.

Marathon mal anders

Dennoch wird alles anders sein. Nach Tokio, dem Zentrum der Olympischen Spiele, wird Ringer gar nicht reisen. Er wird gleich nach Sapporo gehen, in ein Hotel, kein olympisches Dorf. Die Marathon-Strecke wird abgeschirmt sein, Publikum wahrscheinlich nicht erlaubt und die Athleten werden auch nicht wie üblich quer durch die Stadt laufen, sondern in Runden: Einer größeren mit 22.195 Metern und zwei kleineren über 10.000 Meter – für Richard Ringer könnte das ein Vorteil sein. Denn die 10.000 Meter waren in den vergangenen Jahren seine Spezialdistanz. „Ich bringe von den 10.000 eine Sprintfähigkeit mit, die nicht jeder Marathonläufer hat“, erklärt Ringer.  


„Der Marathon ist noch viel mehr als die Langstrecken auf der Bahn eine Kopfsache,“ erklärt Ringer. Zwar haben alle Teilnehmer als erstes Ziel „Durchkommen“, doch dann wird es schon schwieriger. Ringer teilt sich das Rennen in Fünf-Kilometer-Distanzen ein. Dafür setzt er sich Zeitvorgaben. Knackig wird es ab 30, 35 Kilometer, wenn die Beine schwerer werden: „Dann spielt der Kopf eine ganz wichtige Rolle, man muss komplett fokussiert bleiben.“  

Mit voller Motivation

Die Motivation für seine Läufe nimmt er aus seinem Alltag. „Ich habe einen ganz großen Vorteil: Ich habe einen Arbeitgeber und ein Kollegenteam, das mir sozusagen den Rücken freihält,“ erklärt Ringer. Er arbeitet Teilzeit im Controlling und kann sich so mit einem gesicherten Einkommen auf den Sport konzentrieren. „Ich bin in meinen wettkampffreien Phasen, also nur monats- und stundenweise am Schreibtisch. Dann aber mit voller Motivation. Die Arbeit und die Kollegen sind ein super Ausgleich. Das sorgt für eine gewisse Leichtigkeit und Entspannung, die ich dann auch wieder zum Laufen mitnehmen kann,“ erklärt Ringer. Deshalb hat ihn die Frage ob Olympia 2021 denn wirklich stattfindet auch gar nicht so beschäftigt: an seinem Training für den Lauf am 8. August hielt Ringer immer fest. Im schlimmsten Fall hätte er auf einen Marathon irgendwo anders ausweichen müssen.

Und so konzentriert er sich jetzt auf sein Rennen am 8. August. Das Ziel: In Sapporo mit einer guten Zeit durchkommen. Im August wird er dann wieder im Controlling arbeiten, mit neuen Plänen im Gepäck: Einen der großen Stadt-Marathons, bei dem dann auch Freunde und das Publikum mit anfeuern und er nicht wieder im Kreis läuft, will er als nächstes angehen. Und auch Paris 2024 – die nächsten Olympischen Spiele – stehen auf Ringers Agenda.    

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