STORY Kommerzielle Schifffahrt

Von der Revolution zum Jubiläum – 25 Jahre Erfolg

Veröffentlicht am 29 September 2025 von Celina Dörge

Von der Jahrtausendwende bis heute: Die mtu-Baureihe 8000 hat sich von einer bahnbrechenden Neuheit zum weltweiten Standard für Geschwindigkeit, Effizienz und Zuverlässigkeit entwickelt.
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Zusätzlich zu individuellen Anforderungen bieten wir verschiedene Lösungen an, darunter vielfältige Automatisierungsoptionen.
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In einer Zeit, in der DVDs begannen, die VHS-Kassetten zu verdrängen, in Deutschland mit der D-Mark bezahlt wurde und der „Millennium-Bug“ die Bevölkerung in Aufregung hielt, stellte die damalige MTU Friedrichshafen eine neue Motorenbaureihe vor. Die mtu-Baureihe 8000 – einzigartig und einmalig im Jahr 2000. Jetzt, 25 Jahre später, hat Rolls-Royce mehr als 375 Motoren an Reedereien oder Werften verkauft und ist Marktführer.

Die Sonne glitzert auf dem Wasser, Möwen kreischen - und viele Reisende stehen am Hafen von Los Cristianos auf Teneriffa, einer Kanaren-Insel westlich von Marokko im Atlantik. Am Kai herrscht Gedränge. Sonnenhüte, Rollkoffer, Stimmengewirr. Vor den Wartenden ragt der imposanten Benchijigua Express auf. Mit dem Trimaran, der ungefähr so lang ist wie etwa 70 Autos und so breit wie ein halbes Basketballfeld, wollen viele Touristen zum Hafen der Nachbarinsel La Gomera reisen. Die Vorfreude auf die Insel ist groß. Natur, Ruhe, Abenteuer – alles an einem Ort. Die perfekte Erholung vom Alltag.

Der Benchijigua Express, ausgestattet mit mtu-Motoren der Baureihe 8000, transportiert regelmäßig Passagiere sowie deren Autos zwischen den Inseln Teneriffa und La Gomera.

Über 1000 Menschen und mehr als 300 Fahrzeuge sind an Bord, als die Fähre langsam vom Hafen ablegt. Ein feiner Dunst liegt über dem Wasser, die Sonne bricht durch die Wolken und taucht das offene Meer in silbriges Licht. Die Taue lösen sich, die Motoren brummen tief. Langsam fährt die Schnellfähre aus dem Kai, Möwen kreischen über den Köpfen. Dann beschleunigt der Trimaran. Binnen Minuten schrumpft die Küste Teneriffas zu einer fernen Linie, das Meer glitzert im Gegenlicht. Der Atlantik zeigt sich hier selten spiegelglatt. Meist weht der Nordost-Passat, der die Wellen kräuselt und für leichten bis mittleren Seegang sorgt. Der Trimaran schneidet stabil durch die Dünung. Durch die langgezogenen, gleichmäßigen Wasserwellen hebt sich der Benchijigua Express sanft an und setzt wieder auf. Vom Oberdeck aus öffnet sich ein Panorama: Hinter dem Heck bleibt Teneriffa sichtbar, mit dem Teide, dem höchsten Berg der Insel, der oft über den Wolken thront. Vor dem Bug wächst La Gomera heran – eine grüne Insel mit schroffen Schluchten. Fischerboote kreuzen den Kurs und die Passagiere genießen den Ausblick – ein Moment der Ruhe und des Staunens im Jahr 2025.

Technik, die weltweit bewegt

Die Schnellfähre nimmt Fahrt auf. Die Küste Teneriffas wird immer kleiner. Mit gut 38 Knoten – fast 70 Kilometer pro Stunde – gleitet die Fähre durch die Wellen. Die Überfahrt dauert keine Stunde. In 45 bis 50 Minuten wird die Schnellfähre in den etwa 45 Kilometer entfernten Hafen der Nachbarinsel La Gomera einlaufen. Möglich machen das vier Dieselmotoren der mtu-Baureihe 8000. Seit 2005 laufen sie im Dauereinsatz. 

„Seit die ‚Benchijigua Express‘ den Betrieb aufgenommen hat, ist motorbedingt keine Fahrt ausgefallen“, bilanziert Ivan Fernandes Martinez, Technischer Leiter bei Fred. Olsen. 

„Das hat auch mit dem Value Care Agreement von Fred. Olsen mit Rolls-Royce zu tun. Durch diesen unterstützen erfahrene Techniker Sie bei Ihren Motoren, indem sie planmäßige Wartung durchführen, eine garantierte Ersatzteilverfügbarkeit sicherstellen und so die Verfügbarkeit und Effizienz Ihrer Motoren maximieren“, sagt Phil Kordic, Senior Expert Commercial Marine Business bei Rolls-Royce Power Systems.

Die Zahlen beeindrucken: Über 1.000 Passagiere, mehr als 300 Fahrzeuge. Tag für Tag. Das Vorgängerschiff schaffte lediglich 399 Passagiere und bis zu 60 Autos zu transportieren – kaum ein Drittel. Zudem dauerte die Überfahrt ca. 30 Minuten länger.

Auch die Langlebigkeit zählt: Bis zu 96.000 Betriebsstunden, bevor eine Generalüberholung nötig wird. Hinzu kommt: Die neueren Motoren dieser Baureihe sind bereits für den Betrieb mit alternativen Kraftstoffen wie HVO zugelassen – einem Dieselersatz, der nach der Norm DIN EN 15940 hergestellt wird. Der Effekt ist erheblich: Mit diesem Kraftstoff können die Treibhausgasemissionen bilanziell um bis zu 90 Prozent sinken, gleichzeitig sinkt auch die Belastung durch Stickoxide, Feinstaub und Kohlenmonoxid.

„Als die 8000er-Serie auf den Markt kam, war sie eine bahnbrechende Innovation. Wenn ein Kunde damals einen leistungsstarken Hochgeschwindigkeitsmotor mit mehr als 7200 kW wollte, war die einzige Option ein extrem großer und schwerer Mitteldrehzahlmotor. Diese Motoren wiegen mehr als doppelt so viel wie ein 20V8000 und waren viel größer."

Phil Kordic, Senior Expert Commercial Marine Business

„Die hohe TBO ist das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung, kontinuierlicher Produktverbesserung und umfassender Auswertung von Betriebsdaten in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Dies ist natürlich ein starkes Argument für die mtu-Motoren von Rolls-Royce", sagt Denise Kurtulus, Vice President Global Marine bei Rolls-Royce Power Systems. „Eine weitere Besonderheit ist das Power-Unit-Konzept. Dieses Konzept ermöglicht es unseren Kunden, Zylinderköpfe, Laufbuchsen, Pleuelstangen und Kolben schnell und einfach als eine Einheit zu entfernen. Dadurch können komplette Aggregate innerhalb weniger Stunden gewartet und ausgetauscht werden, was die Ausfallzeiten des Schiffes während der Wartungsarbeiten erheblich minimiert."

Bei der mtu-Baureihe 8000 geht es nicht nur um den Motor. Rolls-Royce bietet auch diverse Automationslösungen an. Denn nicht nur Antriebssysteme spielen eine Rolle – auch intelligente Automatisierungen tragen entscheidend dazu bei, Effizienz, Sicherheit und Zuverlässigkeit an Bord weiter zu steigern. Für die mtu-Baureihe 8000 gibt es die folgenden Automationslösungen:

  • mtu Go ist eine digitale Plattform für die Fernverwaltung und -überwachung von Motoren. Sie erfasst, visualisiert und analysiert Betriebsdaten und unterstützt so die vorausschauende Wartung, verbessert die Betriebsplanung und erhöht die Systemverfügbarkeit.
  • mtu NautIQ Foresight ist ein digitales Fernüberwachungssystem für den Zustand der Antriebsausrüstung. Es sammelt und analysiert Daten von Bord, um die Wartung zu optimieren, Ausfälle zu vermeiden und Emissionen zu reduzieren.
  • mtu NautIQ Core ist eine flexible Plattform zur Überwachung aller Bordsysteme. So wird eine skalierbare und anpassbare Systemarchitektur geschaffen, die den wechselnden Anforderungen im Schiffsbetrieb gerecht wird.
  • mtu NautIQ Bridge ist eine vollintegrierte Lösung für die Kommandobrücke. Sie vereint alle wesentlichen Bordsubsysteme für Steuerung, Überwachung und Navigation auf einer einzigen Plattform. Die digitale Brückenlösung verbessert die Benutzerfreundlichkeit, erhöht die Sicherheit im Schiffsbetrieb und unterstützt den Kapitän durch die zentrale Bereitstellung aller relevanten Informationen.

Pommes, Pizza – und HVO

Während draußen die weiße Gischt des Wellengangs an die Schnellfähre spritzt, zieht es viele in die Cafeteria. Der Duft von Pizza und Pommes liegt in der Luft, Kinder balancieren Tabletts, Erwachsene nippen an Kaffee. Dort haben die Passagiere die Qual der Wahl: Von Pizza und Pasta über Hamburger und Pommes frites bis hin zu belegten Brötchen, frischen Salaten und süßem Gebäck ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und das Beste daran? Die Fähre kann sogar mit dem Frittierfett der Pommes betrieben werden – ganz nach dem Motto: Fritten rein, Energie raus. Aus dem gebrauchten Fett lässt sich nämlich HVO herstellen, ein nachhaltiger Dieselersatz, der die Fahrt nicht nur lecker, sondern auch umweltfreundlich macht.

Nach 45 Minuten taucht La Gomera am Horizont auf. Grüne Hügel, schroffe Felsen, der Hafen von San Sebastián. Sanft legt der Trimaran an, die Gangway senkt sich herunter. Die Passagiere strömen hinaus – hinein in Wanderwege, kleine Gassen, stille Buchten. Zurück bleibt das Schiff. Für viele ist es nur ein Transportmittel, für die Region jedoch unverzichtbar: ein Stück Technik, das seit zwei Jahrzehnten zuverlässig Inseln verbindet – schnell, leise, selbstverständlich. Oft unbemerkt, aber unverzichtbar.

Die mtu-Motoren der Baureihe 8000 treiben nicht nur Schnellfähren an – auch Patrouillenboote und Yachten. Den Motor gibt es in der 16V-Zylinder-Variante und 20V-Zylinder-Variante. Sie stehen für hohe Effizienz, niedrige Emissionen und beeindruckende Zuverlässigkeit.

Fun Facts:

  • Die erste Schnellfähre, die mit dem Motor fuhr, war die „Spirit of Ontario 1“ von der „Canadian American Transportation Systems (C.A.T.S.)“ im Jahr 2004. Sie verkehrte zwischen Rochester (New York) und Toronto und reduzierte die Fahrzeit um etwa 50 Prozent.
  • Ingenieure haben den Motor kontinuierlich weiterentwickelt: Im Jahr 2004 hatte der mtu-Motor eine maximale Leistung von 9.000 kW für Marineschiffe. Heute sind für solche Schiffe bis zu 10.000 kW möglich.
  • Im Jahr 2013 erhielt der Motor 20V 8000 nach 1.500 Stunden ununterbrochener strenger Tests, darunter umfangreiche Betriebszeiten bei 110 % der Nennleistung des Motors unter verschiedenen extremen Umgebungsbedingungen, die Zertifizierung nach den Naval Vessel Rules (NVR) des American Bureau of Shipping (ABS).

Eine kleine Auswahl von Rolls-Royce-Kunden mit dem mtu-Motor der Baureihe 8000

Seit 2020 verbindet eine neue Hochgeschwindigkeitsfähre von Fred. Olsen die Kanarischen Inseln. Der moderne Trimaran erreicht mit vier 20-Zylinder-mtu-Motoren des Typs 8000 M71L von Rolls-Royce Geschwindigkeiten von bis zu 38 Knoten – das entspricht rund 70 km/h.
Und eine weitere Schnellfähre hat mtu-Motoren an Board. Vier mtu-Motoren der Baureihe 8000 verleihen der „Jean de la Valette“ ihre beeindruckende Antriebskraft. Seit 2010 bringt der Hochgeschwindigkeitskatamaran der Reederei Virtu Ferries Passagiere schnell und komfortabel zwischen Malta und Sizilien ans Ziel – mit einer Geschwindigkeit von bis zu 38 Knoten. In Kombination mit Rolls-Royce-Wasserstrahlantrieben zählt das Schiff zu den leistungsstärksten dieselgetriebenen Katamaranen der Welt.
Auch der 102 Meter lange Hochgeschwindigkeits-Trimaran „Condor Liberation“ hat mtu-Motoren der Baureihe 8000. Seit März 2015 verbindet es das britische Festland mit den Kanalinseln Jersey und Guernsey. Angetrieben von drei 20V 8000 M71L erreicht das Schiff Geschwindigkeiten von bis zu 40 Knoten – schneller als so manche Megayacht.
Auch Fregatten haben mtu-Motoren der Baureihe 8000 unter Deck. Für die neuen Fregatten der französischen Marine liefert Rolls-Royce insgesamt 20 Hochleistungsmotoren der mtu-Baureihe 8000. Die 16-Zylinder-Dieselmotoren mit jeweils 8.200 kW Leistung treiben die Fregatten der FDI-Klasse (Frégates de Défense et d’Intervention) an.
Die polnische Marine vertraut ebenfalls auf die mtu-Baureihe 8000. Für drei Fregatten vom Typ Miecznik liefert Rolls-Royce insgesamt zwölf 20-Zylinder-Hauptantriebsmotoren der sowie zwölf mtu-Generatoren der Baureihe 4000 für die Bordstromversorgung. Mit einer Reichweite von rund 8.000 Seemeilen und einer Höchstgeschwindigkeit von über 20 Knoten sind die Fregatten für vielseitige Einsätze auf hoher See und in Küstengewässern ausgelegt. Die erste Einheit soll 2026 vom Stapel laufen und bis 2031 vollständig in Dienst gestellt werden.
Für fünf neue Type-31-Mehrzweckfregatten der britischen Royal Navy liefert Rolls-Royce komplette mtu-Antriebssysteme. Jede Fregatte erhält vier Hauptantriebsmotoren des Typs 20V 8000 M71 mit über 8.000 kW Leistung sowie vier Generatoraggregate auf Basis von 16V 2000 M41B-Motoren für die Bordstromversorgung. Ergänzt wird das Paket durch das mtu Callosum-Steuerungs- und Überwachungssystem sowie eine integrierte logistische Unterstützung.
Für das Joint High Speed Vessel – ein Hochgeschwindigkeits-Katamaran der U.S. Army und Navy – lieferte Rolls-Royce vier mtu-Dieselmotoren des Typs 20V 8000 M71L mit einer Gesamtleistung von 36.400 kW. Die leistungsstarken Antriebe ermöglichen Geschwindigkeiten von über 35 Knoten und machen das Schiff zu einem vielseitig einsetzbaren Transportmittel für militärische Operationen auf See.

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